Brief aus Berlin

 
Willkommen zum Brief aus Berlin!

In diesem Monat werfen wir einen Blick auf die Ausstellung von Karin Sander, die Skulpturen von Nathan Carter und seine Fotoserie mit MARS, The Goddess of Sex and Death. Schauen Sie sich Carters Film The DRAMASTICS Are Loud von 2016 an! Der Film ist für kurze Zeit online zu sehen. Bitte besuchen Sie uns auf der Art Basel! Im Folgenden präsentieren wir Ihnen Highlights von unserem Stand. Dies ist das letzte Wochenende, um Isa Melsheimers Ausstellung im Centre international d'art et du paysage auf der Insel Vassière, eine Stunde westlich von Limoges, zu sehen. In Ottawa wurde Anfang Juni eine umfassende Ausstellung über das Werk von General Idea eröffnet. Wir präsentieren das umfangreiche Online-Material, das die National Gallery of Canada zusammengestellt hat. Pierre Huyghes ortsspezifisches Werk wurde am vergangenen Wochenende im norwegischen Kistefos erstmalig gezeigt. Der Hamburger Bahnhof in Berlin zeigt in einer Gruppenausstellung mit Neuerwerbungen mehrere Werke von Daniel Steegmann Mangrané und von Ceal Floyer. Und schließlich wird nächste Woche Christopher Roths Spielfilm Servus Papa, See you in Hell, auf dem Filmfest München uraufgeführt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Brief aus Berlin
 

Karin Sander

"What You See is Not What You Get" (22 Exhibitions)

Exhibition view: Karin Sander, “What you see is not what you get” (22 exhibitions), Esther Schipper, Berlin, 2022. © Karin Sander / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Photo © Andrea Rossetti
Karin Sander hat für diese Einzelausstellung mit dem Titel "What you see is not what you get", unterschiedliche Arbeiten aus ihrem Oeuvre zusammengetragen und daraus 22 Ausstellungen kuratiert. Diese jeweilige, individuelle Auswahl hat Karin Sander behutsam in Transportkisten verpackt und dann verschlossen; sie bieten Schutz und enthalten mitunter Handlungsanweisungen für die unterschiedlichen, klein- und großformatigen Kunstwerke, die sie enthalten. Die Exponate sind in ihren Transportkisten gut aufgehoben, im Galerieraum zwar präsent, entziehen sich aber der Sichtbarkeit. Jede Transportkiste hat ihre eigene Größe, trägt ihren individuellen Titel, führt die in den Werken verwendeten Materialien auf und beinhaltet, was zur Installation der Arbeiten und der jeweiligen Ausstellung dazu gehört.
Exhibition view: Karin Sander, “What you see is not what you get” (22 exhibitions), Esther Schipper, Berlin, 2022. © Karin Sander / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Photo © Andrea Rossetti
Die Spannung zwischen Sichtbarkeit und Präsenz ist auch ein Motiv der neuen, von Karin Sander konzipierten Augmented Reality Ausstellungen (Erweiterte Realität, kurz AR). BesucherInnen können mittels VR-Brillen weitere Ausstellungen in der Galerie virtuell besuchen. Für diese Arbeit ließ sie Werke 3D scannen und virtuell auf den Wänden installieren. Diese sichtbare, wenn auch virtuelle Präsentation, bildet einen Kontrapunkt zu den 22 physisch präsenten Ausstellungen – sie lässt die BesucherInnen Werke sehen, die physisch nicht anwesend sind, während die Werke in den Transportkisten anwesend, aber nicht sichtbar sind. So trifft die visuelle Information auf die erweiterte Realität, die Erzählung des physischen und konzeptuellen Inhalts schiebt sich über die Präsenz der erweiterten Realität: “What you see is not what you get”.
Karin Sander, Glass Piece 86, 2022, glass, 43,5 x 16,5 x 13 cm.
© Karin Sander / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Photo © Andrea Rossetti
Im Eingangsbereich ist eine Arbeit aus Karin Sanders Serie von Glass Pieces installiert. Diese Arbeit gehört zu einer Serie, die aus flüssigem Glas besteht, das sich auf einer Fläche ausbreitet und langsam über deren Ränder quillt, bis es zu tropfenförmigen Ausläufern erstarrt. In einigen Fällen wurde das Glas über eine Tischkante gegossen und floss nach unten, während es im Kontakt mit der Luft erstarrte. In anderen Fällen faltete Karin Sander Schichten aus hocherhitztem Glas und schloss das noch flüssige Material in halb erstarrtem Glas ein.

 

Nathan Carter

Silky-way Sylvan Slip-throughs Serrated Sub-space Side-winders and Countess Von Venomous’ Private Pearl Position

Exhibition view: Nathan Carter, Silky-way Sylvan Slip-throughs Serrated Sub-space Side-winders and Countess Von Venomous’ Private Pearl Position, Esther Schipper, Berlin, 2022. Photo © Andrea Rossetti
Man darf sich Formen nie so vorstellen, als schwebten sie in ihren verschiedenen Zuständen einfach in einer fernen, abstrakten Zone über der Erde und über dem Menschen. Sie sind mit dem Leben verwoben, aus welchem sie auch stammen; sie übersetzen in den Raum bestimmte Bewegungen des Geistes.
—Henri Focillon, Das Leben der Formen, 1934.


Nathan Carter ist dafür bekannt, fiktive Welten zu erschaffen. In seinen Objekten, Bildern und Titeln verschmelzen Elemente des Geschichtenerzählens, die Bildsprache der surrealistischen erotischen Illustration des 20. Jahrhunderts, Kartografie, Sternenkarten, subversive Musik, Außenseiter-Subkulturen und die Geschichte der Abstraktion miteinander, um Landkarten und atmosphärische Landschaften zu schaffen, die als skulpturale Wegweiser zu intentionalen Communities dienen.
Nathan Carter, The Countess von Venemous revealed her Lipstick Lavender slip in the haunted ethereal Nymphaeum, 2022 (detail), steel, brass, bronze, aluminum, stainless steel wire, acrylic enamel paint, 150 x 190 x 1,5 cm.
Exhibition view: Nathan Carter, Silky-way Sylvan Slip-throughs Serrated Sub-space Side-winders and Countess Von Venomous’ Private Pearl Position, Esther Schipper, Berlin, 2022. Photo © Andrea Rossetti
Die drei neuen, von der Decke hängenden skulpturalen Arbeiten kombinieren spielerisch filigrane lineare Elemente mit einer Vielzahl von skurrilen abstrakten Formen. Diese neue Werkgruppe ist von einer Sprache von Formen und Symbolen geprägt, die auf die feminine Anatomie, florale Formen und Farben anspielen, jedoch mit bedrohlich scharfen Kanten, die als Selbstschutzmechanismus dienen.

In Fortsetzung seiner charakteristischen DIY-Ästhetik sind die kleinen ausgeschnittenen Objekte von Hand bemalt und, ähnlich einem Mobile, hängen ihre runden Formen an feinen Metalldrähten. Für den Künstler evozieren seine Formen atmosphärische Orte, an denen sich geheimnisvolle Gestalten, Kräfte des Guten, der Verzauberung und des Schalkes der Tyrannei entgegenstellen.

Die Titel von Carters Werken waren schon immer Wegweiser zu einer größeren Erzählung. Die seiner neuen Skulpturen - mit ihren femme curves und den street shrapnel (Granatsplittern der Straße), den gesägten Rändern als Schutz vor dream killers (Traumtötern) - liefern ein Glossar, das seine neue Formensprache mit emotionsgeladenen Inhalten und symbolischen Assoziationen versieht, die auf die treibende Kraft seiner zeitgenössischen Arbeit verweisen: die Selbsterfindung.
Artworks and images © Nathan Carter (Mars); © Jörg von Bruchhausen
In seinen beiden Filmen THE DRAMASTICS ARE LOUD (2016) und LA GNARLIES (2021) geht es um die Frage, wie man seine wahre Identität zum Ausdruck bringen kann. In der kollaborativen Bildserie des Künstlers wird MARS, The Goddess of Sex and Death (Die Göttin des Sex und des Todes), bei der Erkundung ihrer Trans-Identität dargestellt. Nathan Carter ist MARS. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Dan Estabrook und der Fotografin Mercedes Jelinek beschwört der Künstler sie in Séance-ähnlichen Fotositzungen herauf als "die Frau, die ich sein möchte".

MARS The Goddess of Sex and Death stolziert in ihren hohen Stilettos mit stacheligen Schuhspitzen und einer Warnung auf den Fersen. Sie wirft den Blick über ihre Schulter, funkelt uns hinter ihrem unordentlichen schwarzen Haar an und fordert den Betrachter heraus. Sie ist ein wüstes Durcheinander, ihre Kleidung, hexengleich und verkommen, erinnert eher an eine Skulptur. Ungeduldig mag sie mit dem Fuß aufstampfen oder auf uns losgehen. MARS ist voller Attitüde und interessiert sich nicht dafür, was wir über sie denken. MARS ist nicht bereit, Objekt unserer Blicke zu werden. Amourös und gefährlich zugleich, könnte man ihr Motto mit "Ja... aber nein!" zusammenfassen.
Photo © Nathan Carter (Mars)
Ausgestattet mit einer Reihe von wiederkehrenden Merkmalen - eine große zersauste Perücke, bat wing eyeliner, stachelige Fingernägel, Netzstrümpfe, kurze Röcke, Stilettos, ein silberner Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf ihrem schwarzen Umhang - greift MARS in ihren Darstellungen auf eine breite Vielfalt von historischen Bildern zurück: Weimarer Erotik, Porträts britischer Aristokraten von Cecil Beaton oder Mme Yevonde aus den 1920er Jahren, Pariser Transfrauen, die in den 1960er Jahren vom schwedischen Fotografen Christer Strömholm fotografiert wurden, surrealistisch inspirierte pornografische Darstellungen von Pierre Molinier oder Carlo Mollino, Bilder von intentionalen Gemeinschaften der 1980er Jahre, darunter Skater, Surfer und Postpunk-Bands.

MARS mag auf Vergeltung aus sein, aber es gibt auch eine absichtliche Verwundbarkeit in ihren Darstellungen. Für einen Künstler ist diese Art von Verletzlichkeit vertraut: Die Ausstellung eines neuen Werks ist immer mit einem Risiko behaftet. Es ist nicht nur das Urteil anderer, sondern auch die neue Distanz des Künstlers selbst, die das Ausstellen eines neuen Werks gefährlich erscheinen lassen kann. Doch für Carter erstreckt sich dieses Risiko auch auf die Sprache der Formen selbst: Wenn jede Form eine Erinnerung daran ist, das ihm in der Vergangenheit das Vokabular weiblichen Aussehens verweigert war, dann wird jede Rundung, jede Farbe und jede Ausarbeitung eines Werkes zu einem subversiven, offenbarenden Akt, zu einem Anspruch auf Selbstbestimmung bei der Erkundung des Künstlers seiner Transidentität.

—Isabelle Moffat
Film: Nathan Carter, The DRAMASTICS are Loud, 2016, HD Film (colour, sound), duration 27:25 min
Exklusive Online-Vorführung: The DRAMASTICS Are Loud, 2016

Wenn MARS "die Frau ist, die der Künstler sein möchte", dann sind die fiktiven Bands von Frauen, die Nathan Carter geschaffen und in seinen DIY-ästhetischen Filmen verewigt hat, "die Bands, in denen er mitspielen wollte." Ausgangspunkt für seinen 2016 entstandenen Film The DRAMASTICS Are Loud war zum Beispiel eine Reihe von Figuren, die er zum Leben erwecken wollte. Carter konzipierte die Geschichte, entwarf die Figuren, ihre Kostüme, alle Requisiten und Kulissen und gestaltete ganze Straßenzüge. Der Film folgt vier jungen Frauen, die eine fiktive Punkband gründen, aus der Unbekanntheit auftauchen, ein paar Auftritte absolvieren und dann Opfer ihres eigenen kurzen Erfolgs werden. Die handgefertigten, mit sichtbaren Drähten animierten Cut-out-Figuren verfügen über eine überraschende Dynamik. Der Soundtrack enthält Dialoge, Soundeffekte und Musik, die von Carter und einer Reihe von Mitstreitern und Freunden eingespielt wurden. Die Produktion des Films hatte etwas Fröhliches und betonte einen gemeinschaftlichen Aspekt, der schon lange in seinem Werk präsent war.
 

Art Basel

Booth view with works by General Idea, Ugo Rondinone and Liam Gillick. Art Basel 2022. Photo © Andrea Rossetti
Art Basel 2022
Hall 2.1
Booth R1
Messe Basel
Messeplatz 10
4058, Basel
Through June 19, 2022
www.artbasel.com

Wir hoffen, dass Sie uns auf der Art Basel besuchen, die noch bis zum 19. Juni 2022 läuft. Sie finden uns in Halle 2.1 am Stand R1, wo wir Werke von Rosa Barba, Martin Boyce, Matti Braun, Angela Bulloch, Sarah Buckner, Etienne Chambaud, Simon Fujiwara, Ryan Gander, General Idea, Liam Gillick, Rodney Graham, Ann Veronica Janssens, Gabriel Kuri, Jac Leirner, Liu Ye, Roman Ondak, Philippe Parreno, Sojourner Truth Parsons, Ugo Rondinone, Karin Sander and Julia Scher.

Wenn Sie ein Preview-Dossier erhalten möchten oder Fragen zu unserer Präsentation auf der Art Basel haben, wenden Sie sich bitte an Marek Obara: obara@estherschipper.com

Nachfolgend eine Auswahl der Highlights, die an unserem Stand auf der Art Basel präsentiert werden.
Philippe Parreno, Marquee, 2018-2022, black Plexiglas, 8 light bulbs, 8 white neon tubes, converters, sockets, DMX controlled dimmers and motorized PVD coated steel shutters265 x 130,7 x 54,8 cm (overall)
30 x 130,7 x 54,8 cm (11 3/4 x 51 1/8 x 21 1/4 in) (marquee)
232 x 107 x 25,8 cm (91 3/8 x 42 1/8 x 9 7/8 in) (shutters). Unique in a series. Photo © Andrea Rossetti
Philippe Parreno hat das Ausstellungserlebnis radikal neu definiert, indem er es als Medium betrachtete und seine Konstruktion in den Mittelpunkt seines Prozesses stellte. Indem er die Möglichkeiten der Ausstellung als kohärentes "Objekt" und nicht als Ansammlung einzelner Werke erforscht, wird sie zu einem wahrhaft offenen Raum, zu einem Format, das sich von Mal zu Mal verändert, und zu einem Rahmen, in dem Dinge erscheinen und verschwinden können.

Philippe Parrenos Marquee gehört zu einer 2006 begonnenen Werkserie, die bis heute aus mehr als 50 Unikaten besteht. Das Werk umfasst zwei Teile: Eine Marquee, die über motorisierten Blenden installiert ist. Die Marquee besteht aus einem schwarzen Plexiglas-Korpus, der mit 8 weißen Neonröhren und 8 Glühbirnen beleuchtet wird. Unter der Marquee öffnen und schließen sich Blenden aus verzinktem, schwarz lackiertem Stahl nach einem vom Künstler entworfenen Programm.

Parrenos Marquees sind individuell in ihrer Form, Lichtwirkung und Konstruktion. Der Künstler kombiniert in seinen Marquees fast schon überholte Beleuchtungstechniken (wie Glühbirnen und Neonröhren) mit modernem Acrylglas, das nach den neuesten Fertigungsmethoden gefräst, geformt und gestaltet wird. Marquees tauchten erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Die leuchtenden, flackernden Vordächer vor den Eingängen von Kinos und Theatern kündigten Filmtitel und Namen von Schauspielern an.

Seine erste Marquee baute der Künstler anlässlich der Ausstellung Interior Cartoons bei Esther Schipper in Berlin (2006). Parrenos bisher größtes Marquee wurde in der Turbinenhalle der Tate Modern in London installiert, anlässlich der Hyundai Commission 2016 des Künstlers: Anywhen.
General Idea, 1968 General Idea #6, 1986, fluorescent acrylic, latex on unprimed canvas152,4 x 152,4 x 10 cm. Photo © Jörg von Bruchhausen
Die bedeutende kanadische Künstlergruppe General Idea - 1969 von AA Bronson (geb. Michael Tims, 1946), Felix Partz (geb. Ronald Gabe, 1945-1994) und Jorge Zontal (geb. Slobodan Saia-Levi, 1944-1994) gegründet - hat im Laufe ihrer 25-jährigen Karriere ein Werk in verschiedenen Medien und Formaten geschaffen, das nach wie vor ein Bezugspunkt für Generationen von Künstlern in aller Welt ist.

1968 reiste Felix Partz - eines der drei Mitglieder der kanadischen Künstlergruppe General Idea - nach Europa und Tanger, Marokko. Nach seiner Rückkehr nach Kanada schuf Partz eine Reihe von Ziggurat-Gemälden (1968-1969), die von der Architektur und den dekorativen Mustern inspiriert waren, die er auf seinen Reisen gesehen hatte, und die er in einer Vielzahl von leuchtenden Farben auf großen Leinwänden zusammenstellte. Die Zikkurat ist eine Art pyramidenförmiger, gestufter Tempelturm im alten Mesopotamien, etwa 2000-500 v. Chr. Die Formel der Gemälde ist eine präzise Anordnung von Zickzacklinien, die sich wie Puzzleteile zusammenfügen. Die Serie wurde später in das Oeuvre von General Idea aufgenommen.

1986 beschloss die Gruppe, zwei weitere Serien aus den ursprünglichen Ziggurat-Werken von 1968 zu vervollständigen. Wie AA Bronson erklärte: "Wir unterschieden sie von den früheren Gemälden, indem wir die Tiefe des Keilrahmens einer Einheit in der Ziggurat gleichsetzten. So machten wir die Ziggurats zu dreidimensionalen Arbeiten. Die Gemälde wurden zu architektonischen Elementen. Wir haben sie '86 produziert, als Hommage an '68." (Hans Ulrich Obrist im Gespräch mit AA Bronson, in General Idea: Ziggurat, Mitchell-Innes & Nash, New York, 2017)

Die Ziggurat ist ein Schlüsselmotiv im Werk von General Idea. Von den frühen Ziggurat-Gemälden bis hin zur Architektur des Pavillons für die Miss General Idea-Wahl 1984 wurde die geometrische Form von der Gruppe in den meisten ihrer Werkserien der späten 1960er bis 1970er Jahre verwendet und wurde neben anderen Motiven wie Pudeln, Reagenzgläsern und Füllhörnern Teil der Ikonografie.
Jac Leirner, Drugs and Religion, 1985-2022, set of 8 plastic bags, 110 x 135 cm. Photo © Jörg von Bruchhausen
Die Arbeiten von Jac Leirner entstehen oft aus profanen oder formal unauffälligen Materialien wie Geldscheinen, Wolldecken, Zigarettenpapier oder Wasserwaagen. Ihre großformatigen Installationen erinnern an die formale Strenge der minimalistischen Serialität und die suggestive Verwendung gefundener Materialien, die für die Arte Povera charakteristisch sind, und sind gleichzeitig ein Kommentar zu gesellschaftlichen Codes.

Das Werk besteht aus 8 Vintage Plastiktüten, die in einer Doppelreihe in Augenhöhe installiert sind. Mit Drugs & Religion bekennt sich Jac Leirner indirekt und spielerisch zu ihrer früheren Suchtproblematik, ein Thema, das die Künstlerin in den letzten Jahren offen angesprochen hat. Die Kombination von Tüten aus dem religiösen und dem Drogenkontext ist jedoch auch ein Beleg für die Nonkonformität des Werks der Künstlerin, das das transgressive Erbe von Dada, Konstruktivismus, Pop- und Konzeptkunst, Arte Povera und Punk aufgreift.

Das Werk hat seinen Ausgangspunkt im Jahr 1985, als die Künstlerin begann, die Tüten zu sammeln, bevor sie erstmals 1989 auf der Biennale von São Paulo und im Jahr darauf auf der 44. Biennale di Venezia ausgestellt wurden. Damals wurden die zentralen Werke der Serie als riesige gesteppte Flächen präsentiert, Tüte an Tüte, die Wände und in einigen Fällen auch den Boden bedeckend. Darüber hinaus fertigte die Künstlerin Skulpturen aus Gruppen leicht gepolsterter, aneinander genähter Tüten. Spätere Arbeiten, die sich zum Teil ausschließlich mit Tüten aus Kunstinstitutionen beschäftigen, wurden als Raster an der Wand ausgestellt, zuletzt Museumbags (1985/2019) im Museum Ludwig anlässlich der Verleihung des Wolfgang-Hahn-Preises 2019 an die Künstlerin.
Rosa Barba, Stellar Populations, 2017/2022, 35 mm film, light box, motor, stainless steel spheres12,8 x 86 x 60 cm. © Rosa Barba, VG Bild-Kunst, Bonn, 2022
Find out more about this work here
Rosa Barba setzt sich mit dem Medium Film durch einen skulpturalen Ansatz auseinander. In ihren Werken schafft Barba Installationen und ortsspezifische Interventionen, um zu analysieren, wie der Film den Raum artikuliert und das Werk und den Betrachter in eine neue Beziehung setzt. Fragen der Komposition, der Körperlichkeit der Form und der Plastizität spielen für die Künstlerin eine wichtige Rolle, da Barba die Industrie des Kinos und seine Inszenierung im Hinblick auf Geste, Genre, Information und Dokumente untersucht. Ihre Filmarbeiten sind zwischen experimenteller Dokumentation und fiktionaler Erzählung angesiedelt. Sie konzentrieren sich oft auf natürliche Landschaften und vom Menschen verursachte Eingriffe in die Umwelt und erforschen die Beziehung zwischen historischen Aufzeichnungen, persönlichen Anekdoten und filmischer Darstellung, wobei sie Räume der Erinnerung und Unsicherheit schaffen.

Stellar Populations (2017/2022) wurde für Rosa Barbas Ausstellung 2017 in der Wiener Secession entwickelt. Die kinetische, skulpturale Arbeit zeigt einen 35-mm-Filmstreifen, der sich im Inneren eines Lichtkastens, angetrieben von einem Motor, windet. In den unkontrollierbaren Bewegungen des Zelluloids manifestiert sich ein sowohl anarchisches als auch spielerisches Element.
 

Isa Melsheimer

Exhibition view: Isa Melsheimer, Concrete Bodies are Finite, Centre international d’art et du paysage, Vassivière Island, 2022. Photo: © Aurélien Mole
Isa Melsheimer
Concrete Bodies are Finite
Centre international d'art et du paysage, Vassivière Island
Though June 26, 2022
www.ciapiledevassiviere.com

Dies ist das letzte Wochenende, um Isa Melsheimers Einzelausstellung Concrete Bodies are Finite im Centre international d'art et du paysage zu besuchen, das von Aldo Rossi und Xavier Fabre entworfen wurde. Die Ausstellung erforscht das architektonische und kulturelle Erbe der Postmoderne durch neu in Auftrag gegebene Skulpturen, Textilarbeiten und Installationen, die das Organische und Anorganische in einzigartigen Formen verschmelzen.

In einer neuen Serie von großformatigen Keramikarbeiten lässt sich Melsheimer von der Pflanze Welwitschia mirabilis inspirieren, die in der Namib-Wüste in Namibia und Angola wächst. Benannt nach dem ersten Europäer, der die Pflanze 1859 beschrieb, ist Welwitschia in das Erbe der europäischen Expeditionen des 18. und 19. Jahrhunderts eingeschrieben, bei denen Pflanzenexemplare gesammelt, taxonomiert und in botanische Sammlungen aufgenommen wurden. Im Fall der Welwitschia wurde also ein doppelter Anspruch erhoben - auf die Pflanze selbst und auf das Recht, sie zu benennen.

Melsheimers Arbeiten zeigen Welwitschia-ähnliche Formen, die allmählich mit architektonischen Elementen verschmelzen. Mit ihren tentakelartigen Blättern, die die gebauten Formen verflechten und allmählich verschlingen, scheinen die Pflanzen mit der Architektur zu verschmelzen, wobei sie vielleicht ihre eigenen Organisationsprinzipien und ihr Recht auf Behauptung in die Tat umsetzen.

Die Gesamtheit der Werke in der Ausstellung legt eine Abrechnung mit dem Erbe der Moderne sowie eine Neukalibrierung der menschlichen Beziehungen zur Umwelt nahe. Pflanzen und andere nicht-menschliche Spezies zeigen ihr eigenes Handlungspotenzial.
Exhibition view: Isa Melsheimer, Concrete Bodies are Finite, Centre international d’art et du paysage, Vassivière Island, 2022. Photo: © Aurélien Mole
 

General Idea

Exhibition views: General Idea, National Gallery of Canada, Ottawa, 2022. © General Idea. Photos: NGC
General Idea
National Gallery of Canada (NGC)
380 Sussex Drive
Ottawa
Through November 20, 2022
www.gallery.ca

Anfang dieses Monats wurde in der National Gallery of Canada (NGC) die bisher umfassendste Retrospektive von General Idea eröffnet.

General Idea war eine radikale Künstlergruppe, die im Rahmen der Gegenkultur der 1960er Jahre in Toronto von AA Bronson (geb. 1946), Felix Partz (1945-1994) und Jorge Zontal (1944-1994) gegründet wurde. Gemeinsam erfanden sie eine bahnbrechende und provokative multidisziplinäre Praxis, die soziale und künstlerische Normen in Frage stellte und die Entwicklung der Nachkriegskunst im Laufe von 25 Jahren veränderte - von der Gründung der Gruppe im Jahr 1969 bis zum Tod von Partz und Zontal im Jahr 1994 aufgrund von AIDS-Erkrankungen.

Diese große Retrospektive von General Idea versammelt mehr als 200 Werke, darunter Installationen, Malerei, Zeichnungen, Videos, Skulpturen, Publikationen und Archivmaterial, um die entscheidende Rolle von General Idea bei der Entwicklung von Kunst und Aktivismus in Kanada, den Vereinigten Staaten und Europa zu untersuchen. Die Ausstellung zeigt den Einfluss von General Idea auf künftige Generationen von Künstlern, die neue Wege aufzeigen, wie man unsere Welt durch Kunst neu gestalten und verändern kann.
General Idea, AIDS, 1989, powder coated metal (steel), additions of stickers, felt pen and assorted items added by the public, 201 x 198.8 x 100.5 cm, (base: 100 x 200 x 100 cm). Installed outside the National Gallery of Canada in Ottawa. Photo © AA Bronson
Bekannt für ihre Anti-Establishment-Ethos und ihr frühes Engagement in den Bereichen Punk, Queer-Theorie und AIDS-Aktivismus, kritisierten General Idea in ihren Arbeiten die Konsumkultur und soziale Ungerechtigkeiten und setzten sich mit den Massenmedien, der Kunstwirtschaft, der queeren Identität und der AIDS-Krise auseinander. Die Ausstellung ist chronologisch gegliedert und beleuchtet die gesamte Herangehensweise von General Idea an das Kunstschaffen. Sie zeigt, dass sie Künstler, Performer, Architekten, Verleger, Ladenbesitzer, Anthropologen und mehr waren. Kuratiert wurde die Ausstellung von Adam Welch, Ph.D., Associate Curator of Canadian Art, NGC, in enger Zusammenarbeit mit AA Bronson.

Das Museum stellt auf seiner Website eine Reihe von digitalen Ressourcen zur Verfügung. Dazu gehören Bilder von Kunstwerken, Berichte von Mitgliedern der Gruppe und Freunden, Kollegen und Wissenschaftlern, Audioguides und eine Auswahl an historischen Videos von General Idea.

Die Ausstellung wird 2023 in das Stedelijk Museum in Amsterdam und an einen anderen europäischen Ausstellungsort gehen.

 

General Idea TV

Die National Gallery of Canada stellt auf einer Website, die General Idea gewidmet ist, mehrere bahnbrechende frühe Filme zur Verfügung: www.generalideatv.com

Wie das Museum es formuliert:

Lange vor YouTube und TikTok waren General Idea Pioniere der Videokunst. Bereits 1969 begannen sie mit 16-mm-Film zu experimentieren, bevor sie sich dem Video zuwandten - damals eine neue Technologie.

Video erwies sich als ideales Medium, da die Künstler versuchten, das Fernsehen zu verstehen, sich anzueignen und zu kritisieren. Massenmedien, Populärkultur und die Kunstwelt sind häufige Themen in ihren Videoarbeiten, die oft Satire als künstlerische und politische Strategie beinhalten. Entscheidend ist, dass die Videos von General Idea nicht nur in Museen und Galerien gezeigt wurden, sondern auch im Fernsehen, und zwar auf öffentlich-rechtlichen Sendern von Toronto bis Amsterdam.
General Idea, Shut the Fuck Up, 1984, 14 min, color, sound. © General Idea

Watch General Idea videos at www.generalideatv.com
 

Katalog

AA Bronson in his Berlin apartment holding a copy of the General Idea catalogue and with General Idea, Great AIDS (Cadmium Red Light), 1990/2018 in the background.
Photo © Mark Jan Krayenhoff van de Leur.
Die Ausstellung wird von einer umfangreichen neuen Publikation begleitet, die als maßgebliche Quelle für General Idea gelten wird.

Der Katalog wird von Adam Welch herausgegeben und enthält Beiträge von: David Balzer, AA Bronson, Diedrich Diederichsen, Dominic Johnson, Theodore Kerr, Alex Kitnick, Sholem Krishtalka, Élisabeth Lebovici, Philip Monk, Diana Nemiroff, Beatrix Ruf Beiträge: David Balzer, AA Bronson, Diedrich Diederichsen, Dominic Johnson, Theodore Kerr, Alex Kitnick, Sholem Krishtalka, Élisabeth Lebovici, Philip Monk, Diana Nemiroff, Beatrix Ruf.

Bestellinformationen hier
 
Während des Pride-Monats zeigt das National Arts Centre' <b>AA Bronson + General Idea</b> <b>VideoVirus</b> auf der Kipnes-Laterne, zeitgleich mit der GENERAL IDEA-Ausstellung der National Gallery of Canada.<br> <br>VideoVirus ist bis zum 30. Juni stündlich zwischen 18 und 23 Uhr auf der Kipnis-Laterne zu sehen (außer am 21. Juni).<br><br>

Während des Pride-Monats zeigt das National Arts Centre' AA Bronson + General Idea VideoVirus auf der Kipnes-Laterne, zeitgleich mit der GENERAL IDEA-Ausstellung der National Gallery of Canada.

VideoVirus ist bis zum 30. Juni stündlich zwischen 18 und 23 Uhr auf der Kipnis-Laterne zu sehen (außer am 21. Juni).


 

Pierre Huyghe

Pierre Huyghe, Variants, 2021 - ongoing
Scanned forest, real-time simulation, generative mutations and sounds, intelligent camera, environmental sensors, animals, plants, micro-organisms and materialized mutations: synthetic and biological material aggregate.
Photo: Ola Rindal. © Pierre Huyghe
Pierre Huyghe
Variants

Kistefos
Samsmoveien 41
Jevnaker
www.kistefosmuseum.com

Pierre Huyghe, Variants, ein neues ortsspezifisches Werk, wurde letztes Wochenende in Kistefos erstmals vorgestellt.

Variants ist eine multipolare Entität, die wahrnimmt, erzeugt und modifiziert. Sie ist gleichzeitig eine Insel und das, was diese Insel in einer alternativen Realität sein könnte.

Die Insel wurde gescannt, um die Umgebung einer Live-Simulation zu werden. Die beiden Milieus, das physische und das digitale, sind durchlässig.

Eine fiktive Erzählung gibt eine Reihe von Regeln und Aufforderungen vor, die von einem künstlichen neuronalen Netzwerk ausgeführt werden, das in der Simulation unvorhersehbare Mutationen dessen erzeugt, was auf der Insel vorhanden ist, belebt oder unbelebt, Geräusche oder Dinge, wie Bäume, Müll, Tiere oder Menschen.

In dem Maße, wie auf der Insel zufällige und fluktuierende Ereignisse auftreten, in ihrer geochemischen oder biologischen Aktivität, ändern die erzeugten Mutationen ihr Verhalten in Echtzeit, und das wiederkehrende Hochwasser beschleunigt ihr Wachstum. Die im Spektralraum beherbergten Intelligenzen befinden sich in einer ungelösten Sympoiesis und einer permanenten Krise.

Gelegentlich verlassen die Mutationen die Simulation und manifestieren sich physisch auf der Insel, wo sie fortbestehen oder zerfallen und die bestehende Realität mit einer unbekannten Möglichkeit ihrer selbst kontaminieren, wodurch sich das Erscheinungsbild der Insel nach und nach verändert.

Pierre Huyghe, Variants, 2021 - ongoing
Scanned forest, real-time simulation, generative mutations and sounds, intelligent camera, environmental sensors, animals, plants, micro-organisms and materialized mutations: synthetic and biological material aggregate.
Photo: Ola Rindal. © Pierre Huyghe
Ein Pfad, der die Insel durchschneidet, führt zu einem Bildschirm, auf dem die simulierte Umgebung von einem autonomen und besorgten Auge gesteuert wird, das die sich ständig verändernde Natur der Insel beobachtet.

Wenn die Flut die Insel überflutet, wird sie unzugänglich. Doch ob immersiv oder undurchdringlich, die gleichgültige Einheit bleibt bestehen.

Gescannter Wald, Echtzeitsimulation, generative Mutationen und Klänge, intelligente Kamera, Umweltsensoren, Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen und materialisierte Mutationen: synthetische und biologische Materialaggregate.
Pierre Huyghe, Variants, 2021 - ongoing
Scanned forest, real-time simulation, generative mutations and sounds, intelligent camera, environmental sensors, animals, plants, micro-organisms and materialized mutations: synthetic and biological material aggregate.
Photo: Ola Rindal. © Pierre Huyghe
 

Hamburger Bahnhof

Daniel Steegmann Mangrané, , 2022, Kriska aluminium curtain, aluminium rail, powder-coated steel frames, 3,95 x 15 m (each, 3 parts).
Exhibition view: Under Construction, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin, 2022, Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin, 2022 © Andrea Rossetti
Under Construction
New Acquisitions for the Nationalgalerie’s Collection
With Ceal Floyer and Daniel Steegmann Mangrané
Hamburger Bahnhof
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
Through January 15, 2023
www.smb.museum
www.underconstructioninberlin.de

Im Hamburger Bahnhof präsentiert die Gruppenausstellung Under Construction Neuerwerbungen für die Sammlung der Nationalgalerie, darunter Werke von Ceal Floyer und Daniel Steegmann Mangrané.

Seit der Gründung der Institution im Jahr 1861 wurde die Sammlung der Nationalgalerie kontinuierlich um zeitgenössische Werke aus allen Epochen erweitert. Die Sammlung befindet sich seit dem Ausstellungs- und Forschungsprojekt Hello World: Revising a Collection (2018), das die politischen und kulturellen Auswirkungen des Sammlungskonzepts der Nationalgalerie reflektierte und dazu aufrief, nicht-westliche Kunstströmungen und transkulturelle Ansätze in die Museumspraxis und -sammlung einzubeziehen. In einer Präsentation ausgewählter Neuerwerbungen zeigt der Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin Werke internationaler Künstler in verschiedenen Medien, darunter Malerei, Installation, Skulptur, Video und Arbeiten auf Papier.

Für die Ausstellung hat Daniel Steegmann Mangrané eine große Vorhang-Arbeit geschaffen, die aus drei separaten Teilen besteht, die eng aneinandergereiht sind und zwischen einer diaphanen Wand und einem halbfesten Objekt oszillieren, das in einem hybriden Zustand zwischen Körperlichkeit und Immaterialität existiert. Darüber hinaus hat der Künstler den gesamten Raum, in dem die Vorhänge zu sehen sind, so konzipiert, dass durch die Auswahl und Platzierung anderer seiner Werke sowie eines historischen Werks aus der Sammlung vielfältige Perspektiven und Verbindungen mit und durch die Vorhänge entstehen.

Ceal Floyer, Watercolour, 2004, monitor-based DVD, duration: 1:09 min (loop).
Exhibition view: Under Construction, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin, 2022, Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin, 2022. Photo © Andrea Rossetti
Zu sehen sind drei Werke von Ceal Floyer, zwei Arbeiten, die mit unseren Erwartungen an das, was uns in einem Ausstellungsraum begegnet, und auch mit unserer Vorstellung davon, was ein Kunstwerk ist, spielen - Peel, 2003, eine geräuschlose Videoprojektion, bei der leere weiße Wände die Erwartung wecken, dass Objekte gezeigt werden, und Projection, 1997, ein Diaprojektor, der ein grob rechteckiges Lichtfeld projiziert, als wäre das Dia leer, doch bei näherer Betrachtung erkennt man das Bild eines Nagels. Die dritte Arbeit in der Ausstellung von Floyer, Watercolour, 2004, (oben abgebildet) besteht aus einem Monitor, der einen weißen Bildschirm zeigt, der sich blau, dann grün und dann rot färbt; die Farbveränderungen entsprechen dem chromatischen Aufbau der Videotechnik. Doch wie eine akustische Eselsbrücke lenkt das subtile "plink, plink" der Tonspur sanft die Aufmerksamkeit darauf, dass es sich bei dem Gezeigten um die Nahaufnahme eines Wasserglases handelt, in dem ein Pinsel gereinigt wird.
Daniel Steegmann Mangrané, Geometric Nature/Biology, 2022. Split beech branch, elastic cords, 15 x 58 x 42 cm (branch), overall dimensions variable. Exhibition view: Under Construction, Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin, 2022, Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin, 2022. Photo © Andrea Rossetti
 

Christoper Roth

Film still: Servus Papa, See You in Hell, 2022 directed by Christopher Roth. Still © Port au Prince Pictures / Lydia Richter
Servus Papa, See You in Hell
Regie: Christopher Roth
Drehbuch: Jeanne Tremsal, Christopher Roth
Cast: Jana McKinnon, Clemens Schick, Leo Altaras, Julia Hummer, Ina Paule Klink
Production: Arden Film, in Koproduktion mit dem Hessischen Rundfunk und Arte
Distribution Germany: Port au Prince Pictures


Auf dem FILMFEST MÜNCHEN hat Christopher Roths Servus Papa, See you in Hell Premiere.

Der Spielfilm erzählt die Geschichte von Jeanne. Die 14-jährige lebtineinerKommune aufdemBauernhof, seit sie zwei Jahre alt ist. Ihre Mutter und ihr Vater wohnen in Stadtkommunen und kommen nur selten zu Besuch. Dies ist eines der Gesetze, das Otto, der Herrscher der Kommune, so bestimmt: Kinder wachsen ohne Eltern auf. Jeanne kennt keine andere Welt, genießt ihr Leben in der Umgebung vieler anderer Kinderin der freien Natur – bis sie sich in den 16-jährigen Jean verliebt und ihr KindheitsparadiesRisse bekommt. Sie verstößt damit gegen Ottos oberstes Gesetz: „Sex isterlaubt, aberLiebe verboten“. Jeanne rebelliert dagegen.

Screening dates: June 25 – 27 & July 2, 2022 – tickets via FILMFEST MÜNCHEN website.
Film still: Servus Papa, See You in Hell, 2022 directed by Christopher Roth. Still © Port au Prince Pictures / Lydia Richter
 

Reading Corner

<b>Karin Sander</b>

Karin Sander

A–Z
2019
Publisher: Walther König
Language: English, German

Available here

<b>Karin Sander</b>

Karin Sander

Skulptur / Sculpture / Scultura
2020
Publisher: Verlag der Buchhandlung Walther König
Languages: Italian, English, German

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<b>Karin Sander</b>

Karin Sander

Gebrauchsbilder
WIth Contributions by Harald Welzer, John Waters, Hubertus Butin, Konrad Bitterli, Roland Wäspe
2011
Hardcover
Publisher: Moderne Kunst Nürnberg
Language: English, German

Available here

<b>Nathan Carter</b>

Nathan Carter

THE GALE FORCE PRECISION DIRIGIBLE FLYING FACTION IN ACTION
Nathan Carter, Paul Elliman, Cay Sophie Rabinowitz
2006
Publisher: Esther Schipper
Language: English

Available here

<b>Nathan Carter</b>

Nathan Carter

CLANDESTINE RADIOS and CONCEALED KITCHENS
2010
Publisher: onestar press
Language: English

Available here

<b>Nathan Carter</b>

Nathan Carter

The Final Run-iNs ONE! TWO!! THREE!!! FOUR!!!!
Nathan Carterand Matthew Ronay
2008
Publisher: onestar press
Language: English

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<b>Isa Melsheimer</b>

Isa Melsheimer

Kontrastbedürfnis
2015
Publisher: Verlag für moderne Kunst
Language: German, English

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<b>Rosa Barba</b>

Rosa Barba

On the Anarchic Organization of Cinematic Spaces - Evoking Spaces Beyond Cinema
2021
Publisher: Hatje Cantz
Language: English

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<b>Pierre Huyghe</b><br>

Pierre Huyghe

2019
Publisher: Serpentine Galleries, Koenig Books, Luma Foundation
Language: German, English

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<b>Daniel Steegmann Mangrané</b>

Daniel Steegmann Mangrané

The Spiral Forest
2018
Publisher: The Green Parrot and Mousse Publishing
Language: English

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<b>Ceal Floyer</b>

Ceal Floyer

A HANDBOOK
Texts by Mark Godfrey, Tacita Dean, Sergio Edelsztein, ed. Susanne Küper, 2015
Publisher: Hatje Cantz
Language: German, English

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<b>Christopher Roth</b>

Christopher Roth

2038. The New Serenity
With contributions by Audrey Tang, Christopher Roth, Erica Love & João Enxuto, Erik Bordeleau, Evgeny Morozov, Hilary Mason, Jacob Eli Goldman, Jennifer Jacquet & Becca Franks, Joana Pope, Leif Randt, Ludwig Engel, Lukas Kubina, Mark Wigley, Meghan Rolvien, Michael Stoeppler, Mitch Joachim, Olaf Grawert, Suhail Malik, Tatiana Bilbao, terra0, and Tirdad Zolgahdr.
2021
Publisher: Sorry Press

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