Willkommen zum Brief aus Berlin!
Mit einem Schwerpunkt auf Ausstellungen, Projekten, Presse und anderen Nachrichten unserer Künstlerinnen und Künstler meldet sich der Brief aus Berlin zurück.
Wir hoffen, dass Sie unsere Ausstellungen in Berlin im Herbst dieses Jahres besuchen werden. Falls Sie es nicht können, bieten wir Ihnen eine Reihe von Möglichkeiten, sie digital zu erkunden: von speziellen Online Viewing Rooms mit kurzen Ausstellungsvideos bis hin zu privaten Zoom-Führungen, die auf Anfrage verfügbar sind.
Dieser Brief aus Berlin stellt neue Dokumentationen für Ugo Rondinones nuns + monks und Philippe Parrenos Manifestations vor. Beide Ausstellungen sind noch bis zum 17. Oktober zu sehen.
An diesem Wochenende präsentiert das Lenbachhaus den K Club von Ari Benjamin Meyers im Blitz Club in München. Ebenfalls in München ist die Ausstellung von Gabriel Kuri im Rahmen von Various Others noch bis zum 31. Oktober in der Walter Storms Galerie zu sehen. Detaillierte Informationen finden Sie unten.
Zum Schluss verweisen wir auf aktuelle Interviews und Presseberichte.
|
|
|
| Ausstellungsansicht: Philippe Parreno, Manifestations, Esther Schipper, Berlin, 2020 Photo © Andrea Rossetti
| |
|
Unseeing
Es war der Vogelgesang in Philippe Parrenos Manifestations, der mein Gedankenexperiment auslöste: Erleben wir die Ausstellung durch den Filter der Ereignisse der letzten Zeit? In Berlin, wie auch in anderen Städten, konnten die Vögel in diesem Frühjahr, als ein Großteil des Verkehrslärms des täglichen Lebens aufhörte, viel deutlicher gehört werden - und, wie es schien, auch lauter. Einige Artikel ließen vermuten, dass die Tiere weniger lärmbedingtem Stress ausgesetzt waren und daher auch komplexere Lieder singen konnten.
Sobald ich diese Verbindung hergestellt hatte, fügte sich das Tropfen der elektronisch verstärkten Wassergeräusche, ja sogar die geheimnisvolle, sich ständig verändernde Landschaft des neuen CGI-Films des Künstlers nahtlos in dieses Szenario von Lockdown-Bildern leerer Straßen und verlassener Stadtzentren ein. Meine von Sci-Fi-geprägte Fantasie integrierte schnell das Surren der Marquee mit ihren blinkenden Lichtern und brummenden Neonröhren in eine Vorstellung von postapokalyptischer Verlassenheit. Hätte man sonst die Geräusche von Singvögeln, Möwen oder Eulen, von tropfendem Wasser und heulenden Wellen, den Anblick des schmelzenden Iceman oder die große Plexiglasuhr mit ihrem animierten Mechanismus vielleicht anders wahrgenommen, zum Beispiel noch eindringlicher in Bezug auf ökologische Fragen?
|
|
|
| Ausstellungsansicht: Ugo Rondinone, nuns + monks, Esther Schipper, Berlin, 2020 Photo © Andrea Rossetti | |
|
Die stille Größe von Ugo Rondinone nuns + monks, die säkularen Geistlichen, die im weitläufigen Ausstellungsraum voneinander distanziert stehen und Innerlichkeit und Zurückgezogenheit ausstrahlen, selbst das Bronzefenster am äußersten Ende des riesigen industriellen Raumes könnten in eine entsprechende Erzählung integriert werden. Als ich die Besucher beobachtete, wie sie sich zwischen den drei Meter hohen Skulpturen bewegten - die leuchtenden Farben verleihen der Erhabenheit der Figuren eine gewisse Verspieltheit - fragte ich mich, ob ihre Neugierde auf die Materialität der Werke oder ihre angedeuteten Umarmungen der Bronzeskulpturen, auch eine Folge des Entzugs von Berührungen sein könnte. |
|
|
| Ausstellungsansicht: Philippe Parreno, Manifestations, Esther Schipper, Berlin, 2020 Photo © Andrea Rossetti | |
|
Aber wie kompensiert man die Beeinflussung der Wahrnehmung durch eine Pandemie?
Es ist nicht nur im Verhältnis zum Formalen, also zum Beispiel, das man gewisse Spuren von Isolation und veränderten Verhaltenweisen auf Werke oder Themen projiziert, sondern eine allgemeinere Wandlung, die dieses Jahr herbeigeführt hat, nämlich die Suche nach tiefgreifenderen Begegnungen. Da wir weniger sehen, soll es mehr bedeuten. Wir wählen sorgfältiger aus und erwarten auch mehr. Die Beweggründe für das künstlerische Schaffen und für die Auseinandersetzung mit Kunst haben an Dringlichkeit gewonnen, seit existentielle Fragen in den Vordergrund getreten sind.
Meine Abneigung gegen jede Art von Vereinfachung schreckt vor jeder solchen direkten Kausalität zurück. Diese beiden Ausstellungen, die seit langem geplant waren, haben nichts mit ihrem aktuellen Kontext zu tun. Sie sind natürlich weder Kommentar noch Ausdruck eines vagen Zeitgeist-Begriffs - ein Ausdruck, der aus gutem Grund aus der Kunstgeschichtsschreibung verschwunden ist. Und doch hat es die Kombination von Konkretheit und Offenheit, die für die interessantesten Kunstwerke charakteristisch ist, ermöglicht, dass diese beiden Ausstellungen sehr aktuell wirken und ebenso als völlig unabhängig von der derzeitigen Situation betrachtet werden können - und zwar genau wegen ihrer tief empfundenen Präzision.
Kontext bereichert, aber er haftet nicht an: Wie könnten wir sonst Kunst betrachten, ohne dabei von den Umständen ihrer Entstehung überwältigt zu werden? Die Kunst trägt ihre kontextuelle Last mit Leichtigkeit.
—Isabelle Moffat
|
|
|
| Ausstellungsansicht: Ugo Rondinone, nuns + monks, Esther Schipper, Berlin, 2020 Photo © Andrea Rossetti | |
|
Philippe Parreno Online Viewing Room - jetzt online
|
|
Ugo Rondinone Online Viewing Room - jetzt online
|
|
Ari Benjamin Meyers, Lenbachhaus im Blitz Club - dieses Wochenende in München
|
|
| Ari Benjamin Meyers, K Club, 2019, Performance, Installation, Neon Leuchtschild, 2 12-Zoll-LP-Vinyl-Schallplatten, Maße variabel Ausstellungsansicht: Ari Benjamin Meyers, In Concert, OGR, Turin, 2019 Photo © Andrea Rossetti | |
|
Ari Benjamin Meyers K ClubLenbachhaus im Blitz Club, München 9 - 10 Oktober 2020, 19:30 bis 24:00 Uhr www.lenbachhaus.deFür seine Performance K Club inszeniert Ari Benjamin Meyers eine musikalische Begegnung für jeweils eine Person. Ein zehnminütiger Musiktitel nimmt jeden Besucher mit auf eine komprimierte Reise durch eine ganze Clubnacht. Durch das Mixing von zwei Vinyl-Schallplatten mit dem selben Track, der von Ari Benjamin Meyers und Deadbeat komponiert wurde, entsteht live vom DJ für jeden Besucher ein einmaliges Stück. DJ: Tiefschwarz / Basti. Kuratiert von Eva Huttenlauch, Kuratorin am Lenbachhaus, und Sarah Haugeneder, Vorstand, Various Others
|
|
|
Gabriel Kuri, VARIOUS OTHERS, Walter Storms Galerie - München
|
|
| Links: Gabriel Kuri, Self Portrait As Chart With Parallel Peaks And Overlapping Lines, 2015, Isolierfolie, Schnur, Plastikflasche, Plastiktüte, unbekannte Flüssigkeiten, 110 x 100 x 20 cm; Rechts: Privacy Standards, 2015, Aluminium- und Polyester-Klappschirme, Aluminium-Planen, Holzstäbe, Klebeband, 210 x 358 x 128 cm Photo © Philipp Schönborn | |
|
Gabriel KuriVarious Others Munich 2020Zu Gast by Walter Storms Galerie Schellingstraße 48 80799 Munich bis 31. Oktober 2020 www.variousothers.comVarious Others initiiert jedes Jahr im September kooperative und internationale Kunstprojekte in Galerien, Künstlerhäusern und Museen in München und dient als inhaltsorientiertes Forum für zeitgenössische Kunst. Im Rahmen von Various Others München 2020 freut sich Esther Schipper, in Zusammenarbeit mit der Walter Storms Galerie die Arbeit von Gabriel Kuri zu präsentieren. Gabriel Kuris eloquentes und eindringliches Œuvre umfasst Skulptur, Collage und Installation und zeichnet sich durch die Verwendung von wiederverwendeten natürlichen, industriellen und massenproduzierten Elementen wie Muscheln, Isoliermaterialien, oder Limonadedosen aus. Ein wiederkehrendes Motiv in seinem Werk sind "ausgegebene" Zeit, Energie oder Währung, und so enthalten seine Arbeiten oft Spuren vergangener menschlicher Aktivitäten in Form von leeren Flaschen, Zigarettenstummeln oder abgrissenen Tickets. Unser Ausstellungsdossier finden Sie HIER.
|
|
|
Tune in - live stream der Ausstellung
|
|
| Ausstellungsansicht: Philippe Parreno, Manifestations, Esther Schipper, Berlin, 2020 Photo © Andrea Rosseti
| |
|
Hören Sie sich den Sound von Philippe Parrenos Ausstellung Manifestations über einen Live-Stream direkt auf der Website von Esther Schipper an! Listen here
|
|
|
Im Vorfeld ihrer großen Einzelausstellung im K21 in Düsseldorf gab Hito Steyerl Elke Buhr von Monopol ein ausführliches Interview. Die Ausstellung wurde am 26. September eröffnet und dauert bis zum 10. Januar 2021.
|
|
|
Die Ausstellung von Hito Steyerl in Düsseldorf ist zudem Gegenstand einer kürzlich erschienenen Rezension von Catherine Hickley in Artsy.
|
|
|
Unter dem Titel The Science Fiction That Inspires Philippe Parreno sprachen der Künstler und Pablo Larios über seine Ausstellung für Frieze online.
|
|
|
Liam Gillick sprach mit J.J. Charlesworth über The State of Things to Come für die September-Ausgabe von ArtReview.
|
|
|
Willkommen zur neuen Ausgabe!
Unsere Künstler*innen öffnen ihre Türen und laden Sie ein, zu raten, wessen Atelier es ist. Eine Reihe von Hinweisen, um Sie auf den richtigen Weg zu bringen:
1. Amazonien des Minimalismus 2. Sammeln während der Quarantäne 3. Alltagsgegenstände sind Juwelen 4. Geldscheine, Decken, Zigarettenpapier und Wasserwaagen kommen oft vor |
|
|
|
|