A Weekly Digital Diary
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Brief aus Berlin

 

Willkommen!

Willkommen zu unserem Brief aus Berlin!

Diese Woche setzen wir unser Film-Streaming mit Mongolism von Tao Hui aus dem Jahr 2010 fort. (Bitte beachten Sie, dass diese wöchentlichen Viewing-Links temporär sind: Der Film ist nur bis Sonntagnacht, Berliner Zeit, zu sehen).

Während der Frühling in den Sommer übergeht, stellt in diesem Brief aus Berlin Isabelle Moffat zwei Projekte im Freien vor: Martin Boyces 2019 Kommission am Mount Stuart auf der Isle of Bute und Pierre Huyghes La Saison des Fêtes von 2010, einschließlich eines exklusiven Screenings von A Way in Untilled!

In vier kurzen Videos spricht Isa Melsheimer über ihre transformative Naturerfahrung an der Küste Neufundlands.

Das Thema dieser Woche wurde lose von der groß angelegten Gruppenausstellung von Para Site mit dem Titel Garden of Six Seasons (Garten der sechs Jahreszeiten) inspiriert, zu der auch Dominique Gonzalez-Foersters Arbeit Gloria gehört. Weitere Informationen finden Sie unten.

Alles, was Sie vielleicht in unseren sozialen Medienkanälen verpasst haben, finden Sie auf Continuity, unserer digitalen Plattform.

Bleiben Sie gesund.
 

Tao Hui — Filmscreening für dieses Wochenende

Tao Hui, Mongolism, 2010, Video, Farbe, Ton, 30:01 Min Spieldauer
Filmstill © Tao Hui

Es gibt einen chinesischen Neologismus, jiediqi, der zuerst im Internet in Mode kam und lose mit "bodenständig" übersetzt wird. Genauer gesagt beschreibt er eine Person oder eine Unternehmung als fest in Einklang mit der Energie und dem Klima eines bestimmten Ortes stehend. Mir fällt kein Wort ein, das Tao Huis Werk genauer erfasst. Seine viszeralen, intuitiven Videos und Installationen, die mit chinesischen popkulturellen Referenzen beladen sind, geben dem sich rasch entwickelnden chinesischen Milieu inmitten der Allgegenwart der Medien mit Humor und Schärfe eine Stimme.
Every You Every Me: Tao Hui, Alvin Li, Mousse Magazine, Frühjahr 2020


Tao Hui wurde 1987 in Yunyang, Chongqing, im Südwesten Chinas geboren und lebt und arbeitet heute in Peking. Der Künstler schafft immersive Video-Installationen, die die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sprengen und sich mit kulturellen und identitätsbezogenen Fragen befassen. Seine Werke sind viszeral und provokativ, aber dennoch aufschlussreich und immer von einer starken emotionalen Kraft und einem gewissen Gefühl der Fremdheit durchdrungen. Sie ermutigen die Betrachter, sich mit ihrer eigenen Kulturgeschichte, ihren Lebensweisen und sozialen Identitäten zu konfrontieren.

Mongolism gehört zu Tao Huis sehr frühen Filmen, die produziert wurden, als der Künstler noch an der Kunstschule des Sichuan Fine Arts Institute in Chongqing war. Die Figuren von Tao Huis frühen Filmen basieren lose auf populären Kostümdramen aus dem chinesischen Fernsehen der 1990er Jahre, darunter Die neue Legende von Madame Weiße Schlange und Meine holde Prinzessin.

Der in brillanten Farben gedrehte Film folgt einem jungen Protagonisten in einem leuchtend grünen historischen Kostüm. Doch von Anfang an sind die Erzählebenen miteinander verwoben, da eine zeitgenössische Figur gezeigt wird, die sich schminkt und verkleidet. Während die rätselhafte Figur in einer Landschaft herumläuft, vermischen sich urbane Umgebungen, Parks und Flüsse, Fantasie und zeitgenössische Realität. Eine Reihe weiterer Figuren begleiten diese Hauptfigur und tauchen im Laufe des Films immer wieder auf: darunter eine Frau im Regenmantel, die ihr folgt und sie aus dem Wasser rettet; eine Marschkapelle rot gekleideter Frauen, eine mönchähnliche Figur und schließlich eine Gruppe von Figuren in historischer und zeitgenössischer Kleidung. Bis auf eine einzige Zeile gibt es keinen Dialog, sondern nur Umgebungsgeräusche: Wassertropfen, Tierlaute, Gesang und die perkussiven Rhythmen des Spiels der Marschkapelle. Die einzelne Textzeile erscheint ungefähr in der Mitte des Films und scheint für das Verständnis entscheidend zu sein, da sie dem Film auch seinen Titel gibt: "Ich bin Mongole und kein Muslim", sagt die grün gekleidete Figur.

Der markante visuelle Stil des Films und die Gegenüberstellung fantastischer und zeitgenössischer Elemente lassen Mongolism zu einem frühen Beispiel für Tao Huis experimentelles Geschichtenerzählen werden, das die narrativen Konventionen massenmedialer Produktionen in der heutigen mediatisierten Realität erforscht.


Weitere Informationen zum Werk von Tao Hui finden Sie in dem kürzlich erschienenen Text von Alvin Li in Mousse Magazine.
 

Tao Hui — Presse

Martin Boyce — Mount Stuart, Isle of Bute

Martin Boyce, An Inn For Phantoms of the Outside And In, 2019, Mount Stuart, Isle of Bute.
Photos © Keith Hunter

Im Laufe der Jahre habe ich eine Reihe verlassener oder stillgelegter Tennisplätze fotografiert und ähnliche Bilder aus Büchern gesammelt oder aus Zeitschriften ausgeschnitten. Es ist etwas Faszinierendes an diesem Rechteck aus Maschendrahtzaun, das gleichzeitig einen Ort von einem anderen abgrenzt, eine bestimmte Nutzung oder Aktivität von einer anderen. Ebenso faszinierend ist, wie sich diese Idee der Nutzung im Laufe der Zeit verändern kann, von organisierten Tennisspielen zu improvisierteren Spielformen und, im Zustand des Verfalls, zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs. Es ist dieser Zwischenzustand, der mich interessiert.
Martin Boyce

Vor fast genau einem Jahr wurde Martin Boyce's An Inn For Phantoms of the Outside And In in Mount Stuart auf der Isle of Bute in Schottland eröffnet.

Von weitem betrachtet könnte man denken, dass man einem verlassenen Tennisplatz begegnet. Aus der Nähe werden die kleinen Ungereimtheiten der Elemente in dieser Anlage deutlicher sichtbar. Inspiriert von einer Geschichte über einen längst aufgegeben Tennisplatz aus den 1970er Jahren an anderer Stelle auf dem Gelände der Gärten stellte Martin Boyce seine Außenskulptur inmitten einer pastoral anmutenden Landschaft auf. Während der unwahrscheinliche Anblick von Telegraphenmasten mit geometrischen Lampenschirmen oder einer großen schmutzig weißen Scheibe aus perforiertem Stahl zunächst überrascht - was eher zu den heruntergekommenen und doch verzauberten städtischen Umgebungen passt, die durch Boyces Ausstellungen evoziert werden und die von leicht lakonischen Zeugen vergangener Stadtentwicklungsprogramme bewohnt zu sein scheinen -, betont der Schauplatz auch die organischen Bezüge, die seinem Formenvokabular aus Maschendrahtzäunen, Ketten und Fragmenten, die von alltäglicher Nützlichkeit befreit sind, zugrunde liegen. Landschaft zeugt Landschaft.

Gleichzeitig fungiert die Umzäunung als ein Rahmen, sowohl formal, indem die Elemente im Inneren in einen einheitlicheren Kontext gestellt werden, als auch erfahrbar, indem sich die Perspektive der Besucher beim Betreten des mit Kies bedeckten Innenraums radikal verschiebt: Sie gesellen sich nun zu den Objekten, die von außen betrachtet werden. Der Stoff, der über Teile des Zauns drapiert ist, erinnert an die paradoxe Verwendung von Vorhängen in einigen der berühmtesten Gebäude der Moderne wie Mies van der Rohes Farnsworth House aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, das als eine Architektur der Transparenz konzipiert und dennoch von Außenansichten abgeschirmt wurde. In diesem Zusammenhang kommt die Idee der Schwelle, ein wiederkehrendes Thema im konzeptuellen Gerüst des Künstlers, ins Spiel, und kann hier in all ihrer dialektischen Instabilität erlebt werden.
Zum Zeitpunkt der Installation wies Martin Boyce, nach der Wartung des Werkes befragt, an: "Tun Sie nichts, heben Sie keine heruntergefallenen Äste oder Blätter auf, ich will nichts aufgefegt haben". Noch bevor Boyce der Natur die Möglichkeit gab, einzugreifen, hatte er den Ketten, dem Zaun und anderen Elementen von An Inn For Phantoms of the Outside And In bereits Anzeichen von Verfall oder Verwahrlosung hinzugefügt. (Einen Teil dieses Prozesses können Sie sich in dem unten verlinkten Video ansehen.) Aber er rechnete auch mit der Zeit als Kollaborateur: "Diese Idee von Architektur und vom Menschen geschaffener Landschaftsgestaltung ist dieser Versuch, die Natur zu kontrollieren, aber es dauert wirklich nur Augenblicke, und die Natur nimmt sie sich wieder zurück, holt sie zurück. Mir gefällt die Idee, den Wendepunkt einzufangen, wenn die Natur einen Raum zurückerobert und dem Betrachter zu ermöglichen, sich in diesen Moment zu begeben.“

Abgesehen von der Paradoxie seines Settings ist es auch die Kombination unwahrscheinlicher Formen und Materialien, die sowohl an industrielle als auch an organische Quellen erinnern, die dem Werk die Qualität verleihen, in einem Zwischenzustand zu schweben. Seine traumartige Qualität - die Art und Weise, wie Gegenstände und Menschen im Traum gleichzeitig als eine Sache verstanden und als eine andere registriert werden können - ist in einem Text der Architekturhistorikerin Beatriz Colomina aus dem Katalog wunderschön eingefangen:

Ein Tisch, der kein Tisch ist. Ein Kamin, der kein Kamin ist. Ein Vorhang, der kein Vorhang ist. Lampen, die keine Lampen sind. Sogar der Zaun zaunt nicht wirklich. Er passt nicht zum darunter liegenden Kies, ragt schräg ins Gras hinaus, und der Kies ist kein Rechteck. Alles ist verzerrt. Und doch erzeugen all diese Dinge, die selbst nicht ganz so sind, zusammen das fühlbare Gefühl eines Ortes, sogar das Geräusch von Tennisbällen, die auf das Netz von Schlägern schlagen, das Rauschen, das Grunzen, das Lachen, Love, Line, Break, Net, Fehler, Aus... Dinge, die fast nicht da sind, konstruieren eine Geisterarchitektur, einen verlassenen Tennisplatz, der dort gewesen sein könnte oder von dem man geträumt hat.

Ins Jahr 2020 verlängert, ist das Werk immer noch vor Ort, auch wenn es aufgrund der derzeitigen Sicherheitsbestimmungen unzugänglich ist.
 

Pierre Huyghe —La Saison des Fêtes

Sehen Sie ein Zeitraffervideo der Installation von La Saison des Fêtes im Kröller-Müller-Museum, Otterlo, aus dem Jahr 2016.

Pierre Huyghes La Saison des Fêtes wurde erstmals im Palacio de Cristal in Madrid präsentiert. Das Gebäude stellte einen sehr spezifischen kulturellen und historischen Rahmen dar, wie der Künstler später bemerkte: "Der Palacio de Cristal wurde als eine abgegrenzte, akklimatisierte Welt gebaut, ein Ausstellungsraum für exotische Pflanzen, die aus einem geographisch anderen Land, der anderen Seite des Globus, den Kolonien, zurückgebracht und in dem künstlichen Klima eines Glashauses gehalten wurden.Die Eroberung des Raums verschiebt sich zur Eroberung der Zeit für La Saison des Fêtes, das "Wo" wird zum "Wann". Lebende Organismen, gewöhnliche Pflanzen, die an immer wiederkehrende kulturelle, soziale, religiöse Ereignisse gebunden sind, sind vertreten. Es ist sowohl ein pflanzlicher Jahreszyklus als auch ein symbolischer Kalender, ein Garten der Feste, in dem biologische und historische Zeit miteinander in Spannung treten".

Als ortsspezifischer Garten nimmt La Saison des Fêtes die Funktion eines Kalenders und die Form eines Zifferblatts einer Uhr auf, auf dem die Vegetation nach ihrem jahreszeitlichen Erscheinen in einer kreisförmigen Abfolge positioniert ist. Die Pflanzen, die Pierre Huyghe in diese von Menschenhand geschaffene Landschaft integriert hat, werden oft mit Volksfesten und Feiertagen in aller Welt in Verbindung gebracht, wie z.B. rote Rosen zum Valentinstag, Kürbisse zu Halloween oder Hanami-Kirschblüten, die in Japan traditionell den Frühlingsbeginn markieren. Die vielen Pflanzen, die normalerweise zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr blühen, sollten bei der Präsentation des Werkes gleichzeitig wachsen und blühen.

Ausstellungsansicht: Pierre Huyghe, La Saison des Fêtes, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía – Palacio de Cristal, Madrid, 2010
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2020 Photo © Pierre Huyghe

An seinem permanenten Standort im Kröller-Müller-Museum in Otterlo wurde das Werk an das niederländische Klima angepasst und bestimmte Pflanzen wurden ausgetauscht. Damit die Arbeit ihre kalendarische Funktion - die spezifische Bepflanzung in der Runde in zwölf Segmenten, die den Monaten des Jahres entsprechen - fortsetzen kann, ist ein regelmäßiger menschlicher Eingriff erforderlich. Nachdem sie eine vom Menschen geschaffene Landschaft geschaffen hat, muss sie gepflegt werden. Dies ist ein Unterschied zu späteren Projekten, die sich expliziter mit den Auswirkungen der Entropie befassen.

Für die späteren Projekte - unter ihnen Untilled auf der dOCUMENTA 13 oder das 2017 After ALife Ahead - war eine andere Arbeit bahnbrechend: The Host and the Cloud. Durch die Zusammenführung und Weiterentwicklung von Schlüsselthemen, darunter die Inszenierung von Ausstellungen als zeitbasierte Erfahrungen, das Interesse an Ritualen, die Integration von Zufall und Willkür und die Generation fiktiver Szenarien für eine Gruppe von Personen, markiert die Arbeit an diesem Film einen wichtigen Wendepunkt.

Artist's Diagram: Pierre Huyghe, La Saison des Fêtes, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía – Palacio de Cristal, Madrid, 2010
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2020 Photo © Pierre Huyghe

Das szenische Experiment, das in einem Gebäude spielt, in dem zuvor das grade geschlossene Musée national des Arts et Traditions Populaires in Paris untergebracht war, dauerte drei Tage und wurde auch The Host and the Cloud genannt. Es wurde an Halloween 2009, am Valentinstag und am Maifeiertag 2010 gefilmt. Ein Live-Publikum wurde Zeuge des Ereignisses. Aus dem während dieser drei Tage und Nächte gedrehten Filmmaterial wurde der Film The Host and the Cloud produziert. Nachdem er eine Reihe von Regeln konzipiert hatte, ließ Huyghe die Situation sich von selbst entwickeln. Der Film zeigt eine Vielzahl menschlicher Verhaltensweisen, von Szenen, die inszeniert und formal erscheinen, bis hin zu improvisierten bacchantischen Gruppeninteraktionen. Er zeigt, wie sich die Gruppendynamik verändern kann, wenn sie unerwarteten Einflüssen ausgesetzt ist.

Vor allem die Erschaffung spekulativer Situationen ist inzwischen in den Vordergrund von Huyghes Praxis gerückt. In einem Interview aus dem Jahr 2013 beschreibt der Künstler diese Entwicklung: "Man stellt eine Regel auf, eine Reihe von Umständen, aber man kann nicht bestimmen, wie ein bestimmtes Wesen mit einem anderen interagieren wird. Was ich präsentiere, ist eine Reihe von Elementen und die Art und Weise, wie sie aufeinanderprallen, sich konfrontieren und miteinander übereinkommen. Ich möchte niemandem Etwas zeigen sondern Jemandem dem Etwas zeigen. Ich will dem etwas jemanden zeigen." Das Werk von Pierre Huyghe un-differenziert weiterhin die Grenzen zwischen Kunstobjekt und Natur, zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Intelligenzen, zwischen vorgegebener Handlung und ungewisser Situation.

Pierre Huyghe, A Way in Untilled, 2012, HD Video in Farbe, Ton, 14 Min Spieldauer
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2020 Filmstill © Pierre Huyghe

 

Isa Melsheimer — Fogo Island

Blick aus dem Fenster aus der Künstlerresidenz. Photo © Isa Melsheimer

Isa Melsheimer ist vor allem für ihre Auseinandersetzung mit der Architektur bekannt, dennoch spielt die Natur in ihrer Praxis eine wichtige Rolle: Pflanzen sind seit langem Teil ihrer Ausstellungen und der sich selbst regulierenden Ökosysteme ihrer wardianischen Kästen, während ihre Gouachen von einer fantastischen Flora und Fauna bevölkert sind. Und seit ihrer Künstlerresidency 2017-18 auf Fogo Island in Neufundland an Kanadas Atlantikküste begannen ozeanische Lebewesen und wilde Meereslandschaften in ihrem Werk aufzutauchen, und die symbiotische (sogar parasitäre) Beziehung der Architektur zu ihrer natürlichen Umgebung fand eine entschiedenere Darstellung.

Diese Vorstellung geht Hand in Hand mit der Idee eines Metabolismus der Architektur - eine fast animistische Vorstellung vom Haus nicht als Maschine, sondern als lebendiger Organismus -, die ihre Arbeiten in den letzten Jahren, vielleicht auch in Reaktion auf die globale ökologische Krise, geprägt hat. Sie hat immer in einem breiten Spektrum gelesen - eine Mischung, die in ihrem Werk sichtbar wird: Literatur, dystopische Science-Fiction, feministische und posthumanistische Philosophie, Ökothriller -, aber ohne Zweifel fügte die Erfahrung ihres Künstleraufenthalts in der rauen Küstenlandschaft der Insel Fogo ihrer Beschäftigung mit der Natur eine weitere Ebene der Dringlichkeit hinzu.

In den vier kurzen Videos, die der nicht-kommerzielle Berliner Ausstellungsraum KINDL anlässlich der großen Einzelausstellung der Künstlerin (die jetzt wieder für Besucher geöffnet ist) produziert hat, spricht Melsheimer über die Auswirkungen ihres Aufenthalts.
 
Postskriptum
Im Jahr 2018 installierte Isa Melsheimer im Rahmen einer Gruppenausstellung in einem Park nördlich von Berlin eine Reihe von kleinen Keramikarbeiten, die mit der naturalistischen Erscheinung dieser Werke spielen. Die kleinen glasierten Keramiken sind seltenen japanischen "Matsutake"-Pilzen nachempfunden. Der Pilz - der wertvollste der Welt - ist der Ausgangspunkt für Anna Lowenhaupt Tsings Bestseller Der Pilz am Ende der Welt, ein Buch, das die Beziehung zwischen kapitalistischer Zerstörung und kollaborativem Überleben in artenübergreifenden Landschaften untersucht. Ahnungslose Wanderer und erfahrene Galeriebesucher versuchten gleichermaßen, sie zu pflücken.

Isa Melsheimer, Matsutake, 2018, glasierte Keramik, Maße variabel, unbegrenzte Auflage.

 

Dominique Gonzalez-Foerster — Para Site

Die große Gruppenausstellung Garden of Six Seasons, mit Dominique Gonzalez-Foersters Werk Gloria von 2008, wird heute in Hong Kong’s Para Site eröffnet.

Für mich ist der Aufenthalt in Brasilia und Chandigarh wie eine Heimkehr. Ich erkenne dort die Architektur meiner Kindheit wieder. In den Tropen ist der Kontrast zwischen dem Geometrischen und dem Organischen so vital, dass er Erinnerungen weckt.

-Dominique Gonzalez-Foerster zitiert in Marie Darrieussecq, "Dominique Gonzalez-Foerster", Kunstzeitschrift, 26. Oktober 2008, 96.

Der Film spielt in einem Park in Rio de Janeiro, der im Stil der französischen Gartenarchitektur mit Springbrunnen, Statuen und Bänken angelegt ist. Um den Park herum ist eine städtische Umgebung sichtbar. Sowohl die Autos im Hintergrund als auch die Springbrunnen prägen die Klanglandschaft sowie die Rufe der im Park spielenden Kinder. Die untertitelte Erzählung stellt sich eine mögliche Filmsequenz vor, die im Park realisiert werden könnte und Oscar Niemeyer und Manuel de Oliveira zeigt, wie sie gemeinsam auf einer der Bänke sitzen. Es beginnt zu schneien.
 

Behind the Scenes

Ein neues Muster, das aus einem alten Muster hervorgeht, geteilt von Martin Boyces auf Instagram.

Martin Boyce hat seine Bildsprache auf der Grundlage einer Auseinandersetzung mit der formalen und konzeptuellen Geschichte von Design, Architektur und Stadtplanung entwickelt und ikonische Designobjekte überarbeitet und neu formuliert. Während Boyces Oeuvre Formen umfasst, die sowohl aus modernistischen als auch aus klassischen Designquellen stammen, enthält es auch Bezüge zu alltäglichen urbanen Gegenständen wie Zäunen, Mülleimern oder Telefonzellen.
 

Journey Through the Gallery

Ausstellungsansicht: Tomás Saraceno, Algo-r(h)i(y)thms, Esther Schipper, Berlin, 2019.
Photo © Andrea Rossetti

In dieser nächsten Folge von Journey Through the Gallery blicken wir zurück auf November 2019 und Algo-r(h)i(y)thms, Tomás Saracenos dritte Einzelausstellung mit der Galerie.

See inside the exhibition here
 

Guess Whose Studio

Willkommen zum nächsten Teil der Reihe, in dem unsere Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliertüren öffnen und Sie einladen, zu raten, wessen Atelier Sie besuchen.

Um Ihnen dabei zu helfen, herauszufinden, wessen Atelier Sie gerade besichtigen, hier ein paar Hinweise, die Sie auf den richtigen Weg bringen könnten:

1. Ist seit über 30 Jahren in der Galerie
2. Der Himmel ist die Grenze
3. Liebt Regeln
4. Mag Heavy Metal