Brief aus Berlin
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Willkommen zum Brief aus Berlin!

Diese Ausgabe unseres Newsletters steht ganz im Zeichen des Gallery Weekend Berlin, zu dem wir Sie nächste Woche herzlich einladen möchten. In der Galerie sind zwei besondere Ausstellungen zu sehen: Hito Steyerls Contemporary Cave Art präsentiert ein großformatiges Video-Environment und in der Niche sind Arbeiten von Sun Yitian aus ihrer Serie von Puppenköpfen zu sehen. Im Pergamonmuseum fügt Liam Gillicks eindrucksvolle Intervention der Sammlung des Museums mit seinen ikonischen Altertümern, darunter dem Ischtar-Tor, neue Sound- und Farbschichten hinzu. Im Hamburger Bahnhof ist noch Broken Music Vol. 2 zu sehen, und Jean-Pascal Flaviens make-up house wird ebenso geöffnet sein wie eine Gruppenausstellung mit Karin Sander. Außerdem möchten wir Sie auf Einzelausstellungen von Philippe Parreno, Cemile Sahin und Julia Scher in Deutschland und von General Idea, Daniel Steegmann Mangrané und Ann Veronica Jannsens in Europa aufmerksam machen. In der Reading Corner schließlich stellen wir aktuelle Publikationen vor.

Und zu guter Letzt möchten wir Sie auf unseren Gallery Weekend Berlin Guide aufmerksam machen, in dem Sie jederzeit aktuelle Ausstellungen in Berlin und eine eigene Google Map mit Ausstellungen in der ganzen Stadt finden können.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit unserem Brief aus Berlin!
 

Esther Schipper, Berlin
Hito Steyerl

ERÖFFNUNG FREITAG 28. APRIL, 18-21 UHR

SONDERÖFFNUNGSZEITEN:
SAMSTAG 29. APRIL, 11-19 UHR
SONNTAG 30. APRIL, 11-18 UHR
Hito Steyerl, Animal Spirits, 2022 (detail), single channel HD video, live computer simulation, sensor devices, glass spheres, organic materials, duration: 24 min; simulation, duration variable; dimensions variable. © the artist / VG Bild-Kunst, Bonn 2023. Photo © Kunsthaus Graz/N.Lackner
Esther Schipper freut sich, zum Gallery Weekend Berlin 2023, Contemporary Cave Art,Hito Steyerls erste Einzelausstellung mit der Galerie zu präsentieren. Zu sehen ist eine an den Ausstellungsraum adaptierte, ortsspezifische Variation ihres 2022 entstandenen Environments Animal Spirits. Animal Spirits ist eine Videoinstallation, die aus einem Film und einer computergenerierten Live-Animation sowie räumlichen Installationselementen besteht. Der Film und die Animation werden auf speziell angefertigte Surround-Screens projiziert, die einen eigenen Bereich innerhalb des höhlenartigen Ausstellungsraums bilden. Von der Decke hängen kugelförmige Glasgefäße mit LED-Wachstumslampen, die Pflanzen und Blumenerde bestrahlen. Die Pflanzung und Instandhaltung findet in Zusammenarbeit mit dem transkulturellen Gemeinschaftsgarten Heilkräutergarten Hevrîn Xelef statt, sowie der NGO Flamingo e.V., einem Netzwerk für geflüchtete Frauen* und Kinder.
Exhibition view: Hito Steyerl, A Sea of Data, National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea (MMCA), 2022.
Image courtesy of National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea (MMCA). Photography by Hong Cheolki.
© the artist / VG Bild-Kunst, Bonn 2023.
Neben den Pflanzen enthalten die gläsernen Sphären auch Sensoren, die Indikatoren für die Pflanzengesundheit messen und auf die Anwesenheit von Besuchern im Raum reagieren. Die von den Sensoren gesammelten Daten beeinflussen eine schillernde Wolke aus Partikel, die sich in der Projektion der Animation einer prähistorischen Höhle zeigen. Auf einem anderen Bildschirm spielt ein narratives Video, welches Szenen mit dem deutschen Schauspieler Mark Waschke, der den Ökonomen John Maynard Keynes verkörpert, mit historischem Filmmaterial, Animationen, grafischen Darstellungen und Interviews verbindet, die Steyerl mit Schafhirten in Nordspanien sowie mit einer Gruppe anderer KünstlerInnen geführt hat. Die Ausstellung thematisiert die postpandemischen Bedingungen kultureller Produktion, den Boom der Kryptowährungen und der NFT-Kunst sowie Möglichkeiten für Systeme der Dezentralisierung und Autonomie, die von biologischen Systemen der Fermentation inspiriert sind.
Exhibition view: Hito Steyerl, Animal Spirits, Space01, Kunsthaus Graz, Graz, 2022. © Hito Steyerl / VG Bild-Kunst, Bonn 2023. Photo © Kunsthaus Graz/J.J. Kucek
Nachfolgend finden Sie einen Auszug aus dem Interview von Hito Steyerl mit Kate Brown, das am 10. März 2023 bei artnet veröffentlicht wurde.

KB: Welches Verhältnis haben Sie zu Ideen von Evidenz und Wahrheit, wenn Sie in Ihren Filmen auch mit Elementen der Poesie, des Surrealismus und der Science-Fiction arbeiten? Ich bin neugierig, was Sie darüber denken, wie Wahrheit im Kontext des Dokumentarfilms im Jahr 2023 funktioniert - in einer Welt, in der das Gefühl für eine einzige Wahrheit über alles so sehr verflacht ist.

HS: Ich glaube nicht, dass Wahrheit etwas ist, das von irgendeiner Form von Medien vollständig erfasst werden kann. Hannah Arendt hat einmal gesagt, dass man "Momente der Wahrheit" einfangen kann. Das ist also mehr oder weniger das, was ich mit anderen Elementen einzuflechten hoffe. Aber die volle Wahrheit ist einer dokumentarischen Wiedergabe nie zugänglich, weil sie einfach nicht genug Dimensionen und Perspektiven hat.

Es gibt auch den Aspekt der "Fake News", der besagt, dass überhaupt nichts wahr ist, oder dass alle Dinge gleichermaßen unwahr sind, was auch nicht den Tatsachen entspricht. Es gibt Dinge, die näher an der Realität sind oder an Dingen, die sich historisch ereignet haben, und es gibt Dinge, die überhaupt nichts mit der [Realität] zu tun haben, und da gibt es einen großen Unterschied.

Das vollständige Interview, in dem es um Fragen geht, was künstliche Intelligenz, das Metaverse, Krypto und eine zunehmend bedrohte natürliche Welt bedeuten könnten, finden Sie HIER
Exhibition view: Hito Steyerl, Animal Spirits, Space01, Kunsthaus Graz, Graz, 2022. © Hito Steyerl / VG Bild-Kunst, Bonn 2023. Photo © Kunsthaus Graz/N. Lackner
Die bepflanzten Glaskugeln in der Ausstellung werden verkauft, um Spenden für Hilfsmaßnahmen nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien zu sammeln. Alle Erlöse aus diesen Verkäufen werden über Hevrîn Xelef/Flamingo e.V. an Jinwar, das Frauendorf in Rojava, Nordsyrien gespendet und persönlich dorthin gebracht, um ein Gesundheitszentrum zu errichten.
Hito Steyerl, Animal Spirits: Herb sphere, 2023, glass, soil, plants, LED growth lamps, ø 30 cm. Photo © CHROMA
Flamingo ist eine selbstorganisierte und unabhängige NGO aus Berlin bestehend aus Aktivist*innen für den Support für geflüchtete Frauen* in Deutschland. Das Herzstück ist das Partnerinnenprojekt mit dem Frauendorf JINWAR in Nord- Ost Syrien (Rojava). Seit Herbst 2019 verbindet die beiden Projekte ein freies und selbstbestimmtes Leben für Frauen* aufzubauen und auszuweiten. Dabei steht der Bezug zur Natur, zu ökologisch nachhaltigen Lebensweisen und zur Wissenschaft der Frau und des Lebens, der „jineologie“ im Mittelpunkt.

Neben Selbstverteidigung, Rechtsberatung und Bildungsangeboten wurde 2019 in Berlin - Neukölln der Transkulturelle Heilkräutergarten „Hevrîn Xelef“ gegründet. Hier finden neben Workshops und Austauschtreffen verschiedener feministischer und aktivistischer Gruppen gemeinsames Gärtnern und Wissenstranfer zu Heilkräutern statt. Derzeit wird zudem Rund um den zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen* gepflanzten „Jina Amini“ Baum ein begehbarer Ort des feministischen Widerstands entstehen.

Mehr Infos: www.flamingo-berlin.org und @flamingo_netzwerk

Jinwar. ( jin bedeutet auf kurdisch Frau, war auf kurdisch Dorf. Frauendorf)

Jineoloji. (jin bedeutet auf kurdisch Frau, also Wissenschaft der Frauen)
Photo © Hevrîn Xelef/Flamingo e.v.

 

Sun Yitian

Sun Yitian, Alger, 2023, acrylic on canvas, 205 x 158 cm. Image © the artist
Nächste Woche eröffnen wir ebenfalls Portrait, eine besondere Präsentation mit Werken von Sun Yitian, dessen Repräsentation wir im Januar angekündigt haben. Es werden drei neue Gemälde zu sehen sein.


Sun Yitian ist für ihre Bilder von monumental vergrößerten, verspielten Massenartikeln bekannt, die auf von der Künstlerin gemachten Fotografien basieren. Liebevoll in bunten Acrylfarben gemalt, glänzen die Oberflächen der aufblasbaren Spielzeuge oder der abgetrennten Puppenköpfe - beides häufige Motive - mit sichtbaren Lichtreflexen der Kamera. Auch der Maßstab von Sun Yitians Arbeiten lenkt die Aufmerksamkeit auf die ihren Werken innewohnende Spannung zwischen Pathos und Banalität: stark überdimensioniert schauen uns die Objekte aus ihren riesigen Augen an, als seien sie verwundert ob ihrer neu gewonnenen opulenten Herrlichkeit.

In der Galerie werden drei Werke aus Sun Yitians Werkserie von Puppenköpfen zu sehen sein. In gigantischem Maßstab dargestellt, blicken die drei männlichen Köpfe mit einem freundlichen Lächeln unbekümmert auf die Welt um sie herum. Jedes Werk zeigt einen Kopf mit unterschiedlicher Haut- und Haarfarbe vor einem fast monochromen Hintergrund und Boden. Der bärtige Alger hat dunkelbraunes Haar und honigfarbene Haut; Kevin ist dunkelhaarig und schwarz; Jason ist blond und hellhäutig. Die Köpfe sind in einem stark komprimierten Raum dargestellt, und dennoch lässt ihr dunkler Schatten auf einen dreidimensionalen Raum schließen. Mit ihren Darstellungen von anmutig geschwungenen Lippen und perfekt platzierten Wangenknochen fangen die Bilder die generalisierte Attraktivität von Puppen ein. Kleine Details - darunter eine Stelle, an der Algers Bart abgerieben ist, Kevins unmöglich glatter Haaransatz oder die Art und Weise, wie Jasons blonde Haarsträhnen in den Puppenkopf eingefügt sind - lenken die Aufmerksamkeit auf den paradoxen Zustand, in welchem die lebensnahe aber letztlich nichtssagende Präsenz der Puppen schwebt.
Sun Yitian. Photo © Yu Lu
Ikonografie und Sun Yitians Art der Ausführung sind perfekt aufeinander abgestimmt: Die Kunststoffhüllen der abgebildeten Spielzeuge, ihre fotografische Darstellung und die Flachheit der bemalten Leinwand verschmelzen miteinander und fangen auf geradezu zärtliche Weise massenproduzierte Objekte in einem traditionellen Medium ein, das mit individuellem Ausdruck und Einzigartigkeit verbunden ist. Aus der Nähe betrachtet, wird der Eindruck der fotografischen Präzision der Gemälde durch die malerischen und koloristischen Effekte, die durch den gekonnten Farbauftrag der Künstlerin entstehen, aufgehoben. Sorgfältig gesetzt, um unseren Blick zu betören - in Sun Yitians Worten "der Wahrnehmung jeglichen Widerstand zu nehmen" -, lässt die Subtilität dieses Effekts die Werke in einem ständig umkämpften Feld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion existieren.

Auf die Frage nach ihrer Verwendung von Acrylfarben antwortete die Künstlerin 2021:
"Warum verwende ich Acryl? Erstens habe ich das Gefühl, dass es wirklich plastisch ist - und wenn es getrocknet ist, hat die Schicht der Plastikhaut eine sehr interessante Verbindung zu dem Thema, das ich in meiner Arbeit auszudrücken versuche. Zweitens habe ich das Gefühl, dass Acryl, weil es viele Bindemittel enthält, mehr verrückte und wunderbare Ideen im kreativen Prozess zulässt. Außerdem ist man nicht mehr so eingeschränkt wie bei Ölgemälden - zum Beispiel muss man eine dicke Schicht auf eine dünne Schicht auftragen, Schicht auf Schicht, oder man muss einen Firnis auftragen, nachdem das Bild getrocknet ist. Diese mühsamen Prozesse fallen weg, und man hat mehr Freiheit. Ich habe das Gefühl, dass die Wirkung von Ölgemälden letztlich eine Art leicht unscharfe, fleischige Textur ist; durch die Dicke fühlt es sich etwas wärmer an, weil Öl als Gemisch verwendet wird. Acryl ist ein industrielles Produkt und wirkt daher kälter und weniger sympathisch - das ist meine subjektive Ansicht.”
Sun Yitian, Gun without bullets, 2022, acrylic on canvas, 150 x 150 cm each (4 parts), 150 x 606 cm (overall). Photo © Andrea Rossetti
In ihrem Gespräch mit Liu Ye sprach Sun Yitian auch darüber, wie ihre Kindheitserfahrungen dazu geführt haben, dass sie Puppenköpfe in ihre Ikonografie aufgenommen hat:

"Als ich klein war, hatte ich viele Spielzeuge, und Barbie war eines davon. Ihr Freund war ein sehr gut aussehender Kerl, der mit ihr in einem schönen Haus lebte. Jeden Tag stand ich zu Hause vor meinem Kleiderschrank und arrangierte Barbie und Ken, und dann starrte ich sie lange an und stellte mir vor, ich würde schrumpfen und in dieses schöne Haus hinein gehen. So begann ich, eine Art Verbindung zu dieser Figur zu spüren. Ich hoffte, dass Ken als männliche Figur in meinen Bildern zu einem Objekt der Betrachtung werden würde - sein Image als Barbies Freund passt wirklich zu den Merkmalen unserer Zeit: Er hat all seine Ecken und Kanten und Unzulänglichkeiten ausradiert. Er ist sehr gut aussehend, und auch sehr fit und positiv. Aber er ist hohl - er ist innerlich aus Plastik, er ist nur ein Partner für Barbie. Ich konnte ihn nicht als Spielzeug malen, sondern als einen lebendigen, schönen, menschlichen Kopf. Da dieser Pilger frei von traditionellen Vorstellungen ist, spiegelt er die Probleme unserer Zeit wider."

Das vollständige Gespräch zwischen Liu Ye und Sun Yitian ist in der kürzlich erschienenen Monografie Sun Yitian, Island of Treasure nachzulesen. Für Bestellinformationen siehe unten.

 

Esther Schipper, Paris

Exhibition view: Nathan Carter, Faction de Femmes, Lady Lieutenants and the Triangular Trixic Cryptical Curvy Constellation, Esther Schipper, Paris, 2023. Photo © Andrea Rossetti
In unserer Pariser Galerie eröffnete die Einzelausstellung Faction de Femmes, Lady Lieutenants and the Triangular Trixic Cryptical Curvy Constellation von Nathan Carter. Zu sehen sind bis zum 28. Mai 2023 neue skulpturale Arbeiten und Gemälde von Carter sowie Fotografien, die im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts mit Dan Estabrook und Mercedes Jelinek entstanden sind.

Nathan Carter bezieht Elemente des Geschichtenerzählens ein und bezieht sich dabei auf die visuelle Sprache der surrealistischen erotischen Illustration, Kartografie, Himmelsnavigationskarten, subversive Musik, Außenseiter-Subkulturen und die Geschichte der Abstraktion. Die Arbeiten werden zu Landkarten und fließenden atmosphärischen Landschaften, die der Künstler mit skulpturalen Wegweisern vergleicht, die zu bewussten Gemeinschaften führen. Die neue Formensprache des Künstlers ist mit hoch aufgeladenen emotionalen Inhalten und symbolischen Assoziationen ausgestattet, die auf die treibende Kraft seines zeitgenössischen Werks verweisen: die Selbsterfindung. Nathan Carter ist MARS The Goddess of Sex and Death. Seit 2020 beschwört und channelt der Künstler sie als "die Frau, die ich bin" in séanceähnlichen Fotositzungen.

Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal eine Auswahl von Werken aus dem Kooperationsprojekt MARS The Goddess of Sex and Death des Künstlers. Ab 2020 inszenierten Carter und Estabrook eine Reihe von Fotografien, Bildern und Porträts von Carter, die MARS The Goddess of Sex and Death beschwört, während sie ihre Trans-Identität erforscht. Zusammen mit Jelinek im Jahr 2021 lässt sich die Entwicklung von MARS The Goddess of Sex and Death in sorgfältig choreografierten Sets und Attributen nachvollziehen. Die Fotografien zeigen MARS The Goddess of Sex and Death in verschiedenen Situationen und erotisch aufgeladenen Posen. Ausgestattet mit einer Reihe von wiederkehrenden Merkmalen - einer großen, zerzausten Perücke, Flatteraugen, spitzen Fingernägeln, Netzstrümpfen, kurzen Röcken, Stöckelschuhen, einem silbernen Totenkopf mit gekreuzten Knochen, der auf ihrem schwarzen Umhang prangt - blickt MARS den Betrachter mal spielerisch, mal verführerisch oder trotzig an. Ihre Darstellungen greifen auf ein breites Spektrum historischer Bilder zurück: Weimarer Erotik, Porträts britischer Aristokraten von Cecil Beaton oder Madame Yevonde aus den 1920er Jahren, Pariser Transfrauen, die in den 1960er Jahren vom schwedischen Fotografen Christer Strömholm fotografiert wurden, surrealistische Fotografien von Pierre Molinier sowie Bilder von intentionalen Gruppen und Post-Punk-Subkulturen aus den 1980er Jahren. Die in der Galerie ausgestellten Fotografien sind Unikate, die von Hand koloriert und mit farbigen, gezeichneten Details verziert wurden.

Gleichzeitig präsentiert Three Star Books Paris ein neues Künstlerbuch von Nathan Carter und Dan Estabrook mit dem Titel MARS The Goddess of Sex and Death sowie eine Ausstellung von Fotografien und collagierten Posterdrucken, die in Zusammenarbeit von Nathan Carter, Dan Estabrook und Mercedes Jelinek entstanden sind.

Gallery Weekend Paris
Sonderöffnungszeiten
Freitag, 26. Mai, 11-19 Uhr
Samstag, 27. Mai, 11-7 Uhr
Sonntag, 28. Mai, 14-19 Uhr
Nathan Carter × Dan Estabrook, MARS The Goddess of Sex and Death, 2022, 20 copies, signed and numbered on the cover, 31 × 33 × 2 cm, 24 hand-sprayed pages, 12 archival pigment prints, cardboard, paper and fabric, Anodised Chicago screws. Photos © Three Star Books
 

Ausstellungen während des Gallery Weekend in Berlin

Exhibition view: Liam Gillick, Filtered Time, Pergamonmuseum, Berlin, 2023. Photo © the artist
Liam Gillick
Filtered Time
Pergamonmuseum
James-Simon-Galerie
Bodestraße, Museum Island
10178 Berlin
BIs 15. Oktober 2023
www.smb.museum
Informationen auf Deutsch

In einer historischen Premiere veranstalten das Vorderasiatische Museum und der Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart gemeinsam eine transhistorische, ortsspezifische Präsentation von Liam Gillick in den Räumen des Pergamonmuseums. In absoluter künstlerischer Freiheit setzt sich Gillick im Pergamonmuseum mit dem historischen Gebäude und seinen Sammlungen auseinander. Seine Interventionen mit dem Titel Filtered Time haben die Form von Licht- und Farbprojektionen und Soundlandschaften, die die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen historischen Epochen des Pergamonmuseums lenken. Vom ikonischen Ischtar-Tor in Babylon bis zu den monumentalen Skulpturen des Tell Halaf fügt Gillick eine Überlagerung hinzu, die Verbindungen zwischen den verschiedenen historischen Epochen des Pergamonmuseums aufzeigt.

Bitte beachten Sie: Der Zugang zum Pergamonmuseum erfolgt ausschließlich über die James-Simon-Galerie, Bodestraße.
Exhibition views: Liam Gillick, Filtered Time, Pergamonmuseum, Berlin, 2023. Photos © the artist
Hier ein Auszug aus Liam Gillicks Essay über das Projekt, in dem er beschreibt, was im Museum zu erwarten ist.

Mit Filtered Time sollen neue Farben eingeführt und Affekte – Gefühle und Emotionen – im Museum verstärkt werden, um den Besucher:innen die Möglichkeit zu geben, die Sammlung in Bezug auf Farbe, Zeit, Ort und Subjektivität neu zu denken. Unser Verständnis der antiken Artefakte aus Babylon, Assyrien, Mesopotamien und Syrien wird durch die Geschichte der Archäologie und die sich verändernden Ansätze bei der Auffindung, Zusammenarbeit, Forschung, Ausstellung und dem Meinungsaustausch bestimmt. Filtered Time will auf nicht-didaktische Weise, das Museum als sozialen und politischen Marker der Zeit mit seiner komplizierten Vergangenheit und seiner unterbrochenen Geschichte darstellen. Dies geschieht ohne die Verwendung von Texten oder Anweisungen, sondern durch den Einsatz von Licht, Ton und projizierten Bildern auf das Museum als eine Gesamtkunstinstallation, die die Sinne beeinflussen und die Zeitwahrnehmung verändern soll.

Filtered Time
versucht, das Museum mit leichter Hand zu behandeln. Es werden keine neuen Objekte hinzugefügt, die Sammlung wird nicht neu geordnet und die Geschichte wird nicht umgeschrieben. Es ist ein Versuch, sich mit der Frage zu befassen, wie wir Museen für historische und antike Kunst erleben, indem Zweifel, Mehrdeutigkeit und Ergriffenheit anstelle von immersiven 3D-„Erfahrungen“ zugelassen werden. Nichts wurde verändert, nichts wurde umgestaltet, stattdessen hat eine Schicht aus Licht, Klang und Farbe unsere Zeitwahrnehmung vorübergehend verschoben und unsere Reise durch den Raum sowohl beschleunigt als auch verlangsamt.

Eine in Kürze erscheinende Publikation wird Essays von Liam Gillick und Barbara Helwing, der Direktorin des Vorderasiatischen Museums, sowie ein Vorwort von Sam Bardaouil und Till Fellrath, den Direktoren des Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin, enthalten.
Exhibition view: Liam Gillick, Filtered Time, Pergamonmuseum, Berlin. Photo © the artist
 

Broken Music Vol.2 — 70 Years of Records and Sound Works by Artists

Dominique Gonzalez-Foerster, OPERA (QM.15), 2016, HD video, projector, screens, media player, amplifier, speakers, lights, curtains, duration 8:30 min. © the artist / VG Bild-Kunst, Bonn 2023. Photo © Andrea Rossetti
Broken Music Vol. 2—70 Years of Records and Sound Works by Artists
Mit Martin Boyce, AA Bronson, Angela Bulloch, Thomas Demand, General Idea, Liam Gillick, Dominique Gonzalez-Foerster, Rodney Graham, Christoph Keller, Ari Benjamin Meyers, Ugo Rondinone, Anri Sala und anderen.

Hamburger Bahnhof
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
Bis 14. Mai 2023
www.smb.museum

1989 startete in West-Berlin eine Wanderausstellung "Broken Music", die den Nerv der Zeit traf. Die Person dahinter: Ursula Block, Inhaberin der "gelben MUSIK" (1981 - 2014), einem kleinen, aber weltberühmten Plattenladen in Berlin-Wilmersdorf: Jeder, der die Stadt besuchte, schaute vorbei, darunter einflussreiche Künstler und Musiker wie John Cage, Yoko Ono, Sonic Youth und Björk.

Im Anschluss an diese einflussreiche Ausstellung befasst sich Broken Music Vol. 2 mit der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Schallplatte und der Musik im weiteren Sinne in den letzten sieben Jahrzehnten. Die Ausstellung präsentiert 700 Schallplatten, Klangstücke und immersive Medieninstallationen, die in zehn Kapiteln angeordnet sind und die Verbindungen zwischen den Bereichen Musik und bildende Kunst erkunden

Zu den präsentierten Werken gehört Dominique Gonzalez-Foersters wundervolles Opera (QM.15), welches eine Aufnahme der Live-apparition der Künstlerin als Maria Callas in eine holografische Illusion verwandelt, die eine geisterhafte Opernpräsenz in einem großen dunklen und leeren Raum erzeugt. Opera (QM.15) vereinigt mehrere zeitliche Ebenen: Die geloopte holografische Projektion von DGFs Live-Erscheinung der berühmten Diva ist selbst ein Konstrukt der Stimme der jüngeren Maria Callas, gekleidet in das ikonische rote Kleid der letzten Auftritte der Opernsängerin.

Die Ausstellung wurde von Sven Beckstette und Ingrid Buschmann, Kuratoren im Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart, kuratiert.
 

FAHRBEREITSCHAFT

AA Bronson, Mirror Photo #1, 2000, C-print, 27,9 x 35,6 cm (unframed), 40 x 50,7 x 3,1 cm (framed). Photo © Andrea Rossetti
the collection. Curated by Krist Gruijthuijsen
Mit Werken von AA Bronson, Martin Boyce, Rodney Graham, und Tino Sehgal
FAHRBEREITSCHAFT, Berlin-Lichtenberg
Herzbergstraße 40–43
10365 Berlin
23. April – 29. Oktober 2023
www.haubrok.org
Eröffnung Sonntag, 23. April, 16-19 Uhr

Öffnungszeiten Gallery Weekend Berlin - Sonntag, 30. April, 11-18 Uhr

Ein Besuch der Ausstellung ist zu besonderen Terminen und im Rahmen von Führungen möglich - weitere Infos unter www.haubrok.org
 

Jean-Pascal Flavien

Jean-Pascal Flavien, make-up house, 2022 - . Drawing © the artist.
Jean-Pascal Flavien
make-up house - Sexuality line & Heart water by Jean-Pascal Flavien
San Gimignano Lichtenberg
Am Wasserwerk 22F
10365 Berlin
Sonderöffnungszeiten während Gallery Weekend Berlin via www.estherschipper.com
Find via Google Maps

Nächste Intervention - Samstag 22. April, 15-17 Uhr

Für das vierte öffentliche Erscheinen des make-up house zieht sich eine sich windende sexuality line durch das make-up house.

Das neue Haus von Jean-Pascal Flavien mit dem Titel make-up house ist eine reine Oberflächeninstallation. Wellblechplatten, die zu einem schützenden Raum gefaltet sind, lassen das Haus offen für die Elemente, mit einem kleinen Bereich zum Bewohnen - gerade genug Platz, um sich zu schminken. Ausgestattet mit einem kleinen Schreibtisch, einem Spiegel und einer Auswahl an Kosmetika, sind besondere Gäste eingeladen, eine Maquillage für das Haus vorzuschlagen und zu machen.

Das Projekt wird in 2023 fortgesetzt, da eine Reihe neuer Interventionen das make-up house umgestalten wird. Die Veranstaltungen, die immer wieder stattfinden, sind flüchtig und dauern zwischen einem Tag und einigen Wochen. Das Haus wird das Leben einer Oberfläche führen, indem es in Erscheinung tritt. Gleichzeitig kann eine Person ihr eigenes Gesicht auf ähnliche Weise schminken. Die erste Iteration fand Anfang November statt und wurde von Josée Gensollen geschaffen, im Dezember 2022 kam die zweite Intervention von Karl Holmqvist, eine dritte von Sam Chermayeff Office im Februar 2023.

Die architektonischen Diskussionen konzentrieren sich seit langem auf Form und Funktion, auf die Frage, ob die Oberfläche eines Bauwerks seinen Konstruktionsprozess und/oder seinen Zweck widerspiegeln sollte. Das Haus von Flavien verfolgt einen anderen Ansatz: Es lenkt die Aufmerksamkeit auf die Rolle, die Oberflächen im täglichen Leben, in der Mode und im Bauen spielen, und konzentriert sich auf die Leichtigkeit, die durch das Ephemere entsteht. Das make-up house wird sich entsprechend der neuesten Maquillage verändern, seine Existenz wird in den Augen der anderen verortet sein. Die Existenz an der Oberfläche könnte ein Motto für ein Gebäude sein.

Das make-up house befindet sich auf einer Baustelle. Der Zugang ist auf die unmittelbare Umgebung des Gebäudes beschränkt. Das Betreten der Baustelle erfolgt auf eigene Gefahr.

 

Deutschland
Cemile Sahin

Photo © Cemile Sahin
Cemile Sahin
Gewehr im Schrank / Rifle in the Closet
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Wilhelmstraße 15
65185 Wiesbaden
28. April – 23. Juli 2023
Eröffnung Donnerstag, 27. April, 18 Uhr
www.kunstverein-wiesbaden.de

Für den Nassauischen Kunstverein Wiesbaden entwickelt Cemile Sahin eine Rauminstallation mit dem Titel Gewehr im Schrank – Rifle in the closet, in der sie sich thematisch mit der historischen Entwicklung der Militarisierung westlicher Gesellschaften auseinandersetzt. Der Titel bezieht sich auf den Standard männlicher Eidgenossen, nach der Militärausbildung die Dienstwaffe mit nach Hause zu nehmen und im Schrank für den Ernstfall zu lagern. In der Folge ist die Schweiz das Land mit der höchsten Dichte an privaten gelagerten Waffen in Europa. Die Installation besteht aus einer Videoarbeit kombiniert mit Boden- und Wandcollagen und verwebt dabei unterschiedliche historische, politische, technische sowie digitale Aspekte der Militarisierung. Ausgangspunkt ihrer Recherche bilden zwei vor hundert Jahren abgeschlossene Verträge zur Neuordnung der Territorien des Osmanischen Reiches nach dem 1. Weltkrieg: der Vertrag von Sèvres (1920) und der Vertrag von Lausanne (1923), in denen unter anderem die aktuellen Landesgrenzen der modernen Türkischen Republik festgelegt wurden. Hundert Jahre nach Vertragsunterzeichnung sind die Folgen dieser willkürlichen Grenzziehung in der Region bis heute zu spüren. Mit Lausanne als Verhandlungsort historischer Waffenstillstandsvereinbarungen und Friedensverträge fokussiert Sahin den Hauptort des Kanton Waadt (Canton de Vaud) als heute wichtigsten Standort der Produktion von Kampfdrohnen.
 

Julia Scher

Exhibition view: Julia Scher, Maximum Security Society, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 2023
Photo © Andrea Rossetti
Julia Scher
Maximum Security Society
Museum Abteiberg
Abteistraße 27 / Johannes-Cladders-Platz
41061 Mönchengladbach
Bis 20.August 2023
www.museum-abteiberg.de

Bereits Ende der 1980er Jahre – also noch vor Formaten wie Big Brother oder Filmen wie The Truman Show – begann die US-amerikanische Künstlerin Julia Scher, sich mit privater und öffentlicher Überwachung zu beschäftigen. Geradezu prophetisch antizipierte sie damit die Entwicklung hin zu unserer heutigen Gesellschaft, in der die permanente Erfassung persönlicher Daten Normalität geworden ist. Einen wichtigen Ausgangspunkt für ihre Arbeit bilden die Überlegungen des US-amerikanischen Soziologen Gary T. Marx (*1938), auf den auch der Begriff „Hochsicherheitsgesellschaft“ (engl. Maximum Security Society) zurückgeht. Schers multimediale Praxis, die durch die kalifornische Kunstszene der 1970er und 80er Jahre geprägt und in den 90er Jahren zu einer zentralen Position der neuen medien- und kulturkritischen Kunstdiskurse wurde, umfasst Kamera- und Rauminstallationen, Internetprojekte, Videos und Filme, skulpturale Arbeiten, Assemblagen, Fotografien und Multiples.

Unter der Pseudo-Marke Security by Julia schafft Scher seit den späten 1980er Jahren Environments vermeintlicher Sicherheit, befragt anhand von Installationen aus Überwachungskameras und -monitoren Kontrollprozesse privater und öffentlicher Orte und führt in einer Strategie, die heute als immersiv – d.h. das Publikum einbeziehend – bezeichnet wird, die Raum- und Realitätswahrnehmung dieses Publikums ad absurdum.
In einer essayistischen Überblicksschau zeigt das Museum Abteiberg das umfangreiche Werk von Julia Scher. Neben raumgreifenden Installationen wie den Surveillance Beds oder Wonderland sowie Leihgaben, u. a. aus der Sammlung von Gaby und Wilhelm Schürmann, versammelt die Ausstellung im Museum Abteiberg auch bislang nie gezeigte Arbeiten aus dem Frühwerk der Künstlerin. Die ausgewählten Werke schlagen einen Bogen über alle Schaffensphasen und nehmen immer wieder auch Bezug auf die Sicherheitsstrukturen der Institution Museum. Ausgehend von Letzterem entsteht eine neue ortsspezifische Version ihrer Kamera- und Monitorinstallation Predictive Engineering (1993-heute), die Julia Scher erstmalig 1993 für das San Francisco Museum of Modern Art entwickelte.

Julia Scher. Hochsicherheitsgesellschaft wird realisiert in Kooperation mit der Kunsthalle Zürich (Julia Scher. Maximum Security Society, 08.10.2022 – 15.01.2023). Das Museum Abteiberg zeigt eine größere retrospektive Konstellation ihrer Werke.
Im Juni 2023 erscheint eine umfangreiche Publikation zum Werk von Julia Scher, initiiert durch die Kunsthalle Gießen und den DISTANZ Verlag, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Museum Abteiberg, dem MAMCO Geneva und der Kunsthalle Zürich.
Exhibition view: Julia Scher, Maximum Security Society, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 2023
Photo © Andrea Rossetti
 

Philippe Parreno

Philippe Parreno, MARILYN, 2012. Film, color, sound, duration: 23 min. © Philippe Parreno
Exhibition view at Espace Louis Vuitton München, 2023. Courtesy of the artist and Fondation Louis Vuitton. Photo credits: © Timo Ohler / Louis Vuitton
Philippe Parreno
Marilyn
Selected works from the collection
Espace Louis Vuitton München
Maximilianstraße 2a
80539 Munich
Bis 6.August 2023
www.louisvuitton.com

Der Espace Louis Vuitton München freut sich, bis zum 6. August 2023, mit Marilyn eine neue, dem französischen Künstler Philippe Parreno gewidmete Ausstellung präsentieren zu dürfen, die gleichzeitig das Ziel der Fondation Louis Vuitton verfolgt, im Rahmen des “Hors-les-murs”-Programms Werke aus dem Sammlungsbestand einem internationalen Publikum zugänglich zu machen.

Der Espace Louis Vuitton München lädt im Rahmen der Ausstellung Marilyn ein, Philippe Parrenos charakteristische, mit diversen Medien operierende Werke aus dem Sammlungsbestand vor Ort zu erleben. Neben der titelgebenden Videoinstallation Marilyn (2012) werden die Zeichnungen In Preparation of Marilyn: “The Quasi Living” (2013) sowie auch eine zweite Videoinstallation The Writer (2007) und die Skulptur Untitled (2010) gezeigt. Die aus zeichnerischen, skulpturalen und filmischen Arbeiten bestehende Werkauswahl steht exemplarisch für Parrenos multidisziplinäre Praxis, mittels derer er seine Suche nach einer ultimativen – über das Sprachliche hinausgehende – Kommunikationsform fortsetzt.

Das internationale Ansehen, das Philippe Parreno genießt, beruht auf der Vielfalt seiner künstlerischen Praxis, die eine breite Palette an Medien einschließlich Film, Skulptur, Zeichnung und Performance umfasst. Aufgrund dieser multidisziplinären Tätigkeit schafft Parreno Kunstwerke, welche die Grenzen zwischen der Realität und dem Fiktiven in Frage stellen und verschwimmen lassen.
 

Europa
General Idea

Exhibition view: General Idea, Stedelijk Museum Amsterdam, 2023. © General Idea. Photo © Peter Tijhuis
General Idea
Stedelijk Museum
Museumplein 10
1071 DJ Amsterdam
Bis 16. Juli 2023
www.stedelijk.nl

General Idea ist eine wegweisende kanadische Künstlergruppe, die in den 1970er und 80er Jahren für ihren satirischen Ansatz zur Dekonstruktion der Medien und der Kunstwelt bekannt war. Die Ausstellung ist die bisher umfangreichste Übersicht über das Werk der Gruppe. Sie umfasst große Skulpturen und Installationen, Gemälde, Videos und Publikationen, Archivmaterial - und ihre charakteristischen Wandtapeten.

Dank der besonderen Beziehung zu General Idea kann das Stedelijk jetzt die bisher größte Übersicht über ihr Werk zeigen. Im Jahr 1979 war das Stedelijk das erste Museum weltweit, das eine Ausstellung der Arbeiten von General Idea zeigte und begann, sie zu sammeln. Aufgrund dieser Geschichte betrachtete General Idea Amsterdam als ihre "zweite Heimat" und schenkte dem Stedelijk im Jahr 2018 einen großen Teil des Archivs von General Idea, wodurch das Museum zu einem wichtigen Wissenszentrum für ihre Arbeit wurde. Mit über 300 Werken ist die Wanderausstellung, die in den Niederlanden Station macht, eine zweite Heimkehr für General Idea.

Die Ausstellung wurde erstmals 2022 in der National Gallery of Canada in Ottawa gezeigt und wird vom 22. September 2023 bis zum 14. Januar 2024 im Gropius Bau, in Berlin zu sehen sein.
Exhibition view: General Idea, Stedelijk Museum Amsterdam, 2023. © General Idea. Photo © Leah Turner
 

Daniel Steegmann Mangrané

Exhibition view: Daniel Steegmann Mangrané, A Leaf Shapes The Eye, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki, 2023.
Photo © Teresa Estrada
Daniel Steegmann Mangrané
A Leaf Shapes The Eye
Museum of Contemporary Art Kiasma
Mannerheiminaukio 2
FIN-00100 Helsinki
Bis 10. September 2023
www.kiasma.fi


Das Werk von Daniel Steegmann Mangrané (Barcelona, 1977; lebt und arbeitet in Rio de Janeiro) ist stark vom sozio-natürlichen Kontext Brasiliens beeinflusst und untersucht die Ökologie als Instrument zur Analyse der Beziehungen zwischen den gegenseitigen Transformationen im Leben. Das Museum für Zeitgenössische Kunst Kiasma präsentiert die bisher größte Übersichtsausstellung des Künstlers, die sich über 1000 Quadratmeter erstreckt und 25 Jahre seines Schaffens umfasst. Die Ausstellung umfasst ein breites Spektrum an Medien wie Collage, Zeichnung, Hologramme, Installation, Bewegtbild, Fotografie, Skulptur, Sound und Poesie und ist sein Debüt in Finnland.

Mit scheinbar gegensätzlichen Ideen wie Zugehörigkeit und Auflösung oder Opazität und Transparenz schafft der Künstler immersive Umgebungen, die Grenzzustände materialisieren, in denen das Visuelle und das Materielle ineinander übergehen. In Anlehnung an den Einsatz körperlicher, wahrnehmungsbezogener und sensorischer Strategien als Mittel der politischen Partizipation durch brasilianische Künstler der 1960er Jahre wie Lygia Clark und Hélio Oiticica schafft Steegmann Mangrané sinnliche, spielerische Situationen, die künstliche Dualismen überwinden, die historisch unsere Lesart der Welt bestimmt haben. Solche Dichotomien sind nicht nur falsch, sondern auch hierarchisch, denn sie stellen den Geist über den Körper, das rationale Denken über die Emotionen oder die Kultur über die Natur und ermöglichen letztlich schädigende Weltanschauungen. Im Gegensatz dazu schlägt Steegmann Mangrané einen ganzheitlichen Ansatz vor, um die ökologische Krise zu bewältigen, in der wir uns derzeit befinden.

Die Ausstellung wird kuratiert von João Laia, Chefkurator für Wechselausstellungen im Kiasma, und Hiuwai Chu, Leiter der Ausstellungsabteilung des MACBA, zusammen mit Piia Oksanen, Kuratorin für Wechselausstellungen im Kiasma. Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem
MACBA - Museum of Contemporary Art of Barcelona, where it will travel in the fall.
Exhibition view: Daniel Steegmann Mangrané, A Leaf Shapes The Eye, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki, 2023.
Photo © Teresa Estrada
 

Ann Veronica Janssens

Exhibition view: Ann Veronica Janssens, Grand Bal, Pirelli HangarBicocca, Milan, 2023
© 2023 Ann Veronica Janssens / SIAE. Photo © Andrea Rossetti
Ann Veronica Janssens
Grand Bal
Pirelli HangarBicocca
Via Chiese 2, Milan
Bis 30. Juli 2023
www.pirellihangarbicocca.org

Seit den späten 1970er Jahren hat Ann Veronica Janssens ihre Forschungen rund um das Licht und seine Beziehung zu dem, was es umgibt, weiterentwickelt und oft ortsspezifische Werke geschaffen, die die unveränderliche Natur von Skulptur und Installation in Frage stellen. Janssens hat ihre Praxis auf die Überwindung des Kunstobjekts durch dessen Entmaterialisierung und Dekonstruktion aufgebaut. Durch minimale Formen und Gesten, die eine anti-monumentale Qualität haben, ist Janssens in der Lage, die Wahrnehmung des Raums durch das Publikum zu verändern. Durch den Einsatz von Licht, Farbe, Spiegeln, Luft oder künstlichem Nebel fordern die Werke von Janssens die direkte Beteiligung der BetrachterInnen, laden sie ein, die Realität anders zu erleben, ein Bewusstsein für ihre Sinne und die Architektur zu entwickeln. Oftmals auf der Grundlage von Experimenten, die in Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen durchgeführt wurden, werden die Werke der Künstlerin zu Laboratorien, in denen die Grenzen zwischen Eigenschaften und physikalisch-materiellen Elementen getestet werden, die als Gegensätze angesehen werden, wie Licht und Dunkelheit, Klang und Stille, Leere und Präsenz, das Greifbare und das Unkörperliche.

Grand Bal im Pirelli HangarBicocca, Mailand, erkundet die Karriere von Ann Veronica Janssens sowie verschiedene Aspekte ihrer Praxis. Die Ausstellung präsentiert die bisher umfangreichste Auswahl ihrer Werke und umfasst sowohl historische Projekte als auch neue Produktionen, die mit dem Raum des Navate im Pirelli HangarBicocca und dem Außenbereich interagieren und dessen Grenzen erweitern. Die daraus resultierenden Veränderungen fügen sich dynamisch in das Ausstellungskonzept ein, das von der Künstlerin als visuelle und klangliche Choreographie konzipiert wurde, bei der weniger die Objekte als vielmehr die BesucherInnen im Mittelpunkt stehen: Sie werden aufgefordert, sich zu bewegen und direkt teilzunehmen, indem sie der Reihe von Empfindungen und Wahrnehmungen folgen, die beim Erleben der Werke entstehen. Der Titel Grand Bal (französisch für großer Ball) verweist genau auf diese performative Dimension und die dynamische Beziehung, die zwischen den Werken, der Architektur und dem menschlichen Körper wie bei einem Tanz entsteht, bei dem jedes einzelne Element notwendig ist, damit das andere sich vollständig entfalten kann.

Eine Monographie erscheint im Mai.
Ann Veronica Janssens, MuHKA, Antwerp, 1997. Artificial fog, dimensions variable.
Exhibition view: Ann Veronica Janssens, Grand Bal, Pirelli HangarBicocca, Milan, 2023
© 2023 Ann Veronica Janssens / SIAE. Photo © Andrea Rossetti

 

Reading Corner

<b>Hito Steyerl</b>

Hito Steyerl

A Sea of Data
2022
Publisher: Youn Bummo
Languages: Korean, English

Further information

<b>Sun Yitian</b>

Sun Yitian

Island of Treasure
2022
Publisher: BANK
Languages: English, Mandarin Chinese

Available here



<b>Nathan Carter x Dan Estabrook</b>

Nathan Carter x Dan Estabrook

MARS The Goddess of Sex and Death
2022
Publisher: Three Star Books
Language: English

Available here

<b>Liam Gillick</b>

Liam Gillick

Half a Complex
2019
Publisher: Hatje Cantz
Language: English

Available here

<b>Liam Gillick</b>

Liam Gillick

Like a Moth to a Flame | Come una falena alla fiamma
Liam Gillick, Mark Rappolt, Tom Eccles, 2021 Publisher: Corraini Edizioni
Languages: English, Italian

Available here

<b>Liam Gillick</b>

Liam Gillick

Farbe ist Programm
2022
Publisher: Verlag für moderne Kunst
Language: German

Available here

<b>Jean-Pascal Flavien</b>

Jean-Pascal Flavien

A sequence or phrase
2016
Publisher: Spector
Languages: English, German


Available here

<b>Karin Sander</b>

Karin Sander

Skulptur / Sculpture / Scultura
2020
Publisher: Verlag der Buchhandlung Walther König
Languages: Italian, English, German


Available here

<b>Cemile Sahin</b>

Cemile Sahin

ALLE HUNDE STERBEN
2020
Publisher: Aufbau Verlag
Languages: German

Available here

<b>Philippe Parreno</b>

Philippe Parreno

H {N)Y P N(Y} OSIS / HYPOTHESIS
2017
Publisher: Mousse Publishing
Language: English

Available here

<b>Daniel Steegmann Mangrané </b>

Daniel Steegmann Mangrané

A Leaf Shapes the Eye
2023
Publisher: MACBA Museu d'Art Contemporani de Barcelona, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsiki, and CAM - Centro de Arte Moderna Gulbenkian, Lisboa.
Language: English

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